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Wir starten in Baden-Baden; von Strassburg geht es steigungsarm durch Elsass-Lothringen mit seinen Kanälen; den Pfälzer Wald queren wir durch Blies- und Glantal; der Nahe folgen wir bis Bingen.
Gesamtstrecke 401 Kilometer; Komplettbesetzung; Helmverhältnis 3:4
Fahrradkarten: bikeline Saar-Radweg 1:50000; Glan-Blies-Radweg, publicpress, 1:50000, Soonwald-Nahe, LvermGeo, 1:50000
1. Tag | Mittwoch 29. Juni |
Strecke | Baden-Baden – Lichtenau – Scherzheim – Freistett – Kehl – Strassburg |
Wetter | herrliches Sommerwetter |
Tourdaten | 57 km |
Übernachtung | Hotel Patricia; 1,a rue de puits; 67000 Strasbourg; Tel.: 0388321460; www.hotelpatricia.fr; 209,85 Euro |
Wieder einmal macht die Zugfahrt zu Beginn einige Probleme. Ein Schaden an den Gleisen zwischen Koblenz und Mainz sorgt für eine Umleitung mit einer ordentlichen Verspätung. So ist es schon bald fünfzehn Uhr, als wir uns in Baden-Baden bei herrlichem Wetter endlich aufs Fahrrad schwingen können.
Von Baden-Baden sehen wir nichts. Der Hauptbahnhof liegt weit westlich der Stadt in der Rheinebene im Stadtteil Oos. Wir sind schnell unterwegs am ersten Nachmittag. Wir queren allmählich die Oberrheinische Tiefebene und erreichen schließlich bei Rheinau den Rhein. Der Weg dahin ist eben und unspektakulär. Er führt durch Orte, die nicht im Gedächtnis haften bleiben.
Schon als Oberrhein imponiert der Fluss durch seine Breite. Hier zwischen Rheinau und dem französischen Gambsheim wurde die Staustufe Gambsheim-Rheinau gebaut, eine Kombination zwischen Wehr, Kraftwerk, Schleuse und Fischtreppe. Die Schleuse überwindet mehr als zehn Höhenmeter.
Die nächsten zwanzig Kilometer geht es jetzt am Rhein entlang, meistens auf der Deichkrone. Von Kehl sehen wir nur die nördlichen Industriegebiete, bevor wir den Rhein über die Europabrücke überqueren. Die letzten Kilometer bis Strassburgs Altstadt sind durch starken Verkehr und viele Baustellen geprägt.
Das Hotel Patricia hatten wir wegen der späten Ankunft in Strassburg bereits in Münster vorgebucht. Es erweist sich als gute Wahl. Es liegt wenige Minuten vom Zentrum entfernt. Wir machen uns stadtfein, finden direkt nebenan eine urige kleine Kneipe für unser Ankunftsbier und machen uns dann auf den Weg zu einem kleinen Stadtbummel und einem elsässischen Abendessen.
Strassburg ist eine quirlige junge Stadt, auch am Abend. Den größten Eindruck macht das Münster mit seiner imposanten Sandsteinfassade. Für mehr als dreihundert Jahre war das Münster mit seinem 142 Meter hohen Nordturm das höchste Bauwerk der Menschheit. Ganz in der Nähe finden wir ein Restaurant mit elsässischer Küche. Spät am Abend auf dem Heimweg überrascht uns das Münster noch einmal durch eine farbenprächtige Illuminierung.
2. Tag | Donnerstag, 30. Juni |
Strecke | Straßburg – Saverne – Lutzelbourg – Arzviller – Sarrebourg |
Wetter | trocken; nachmittags Wolken; ideales Fahrwetter |
Tourdaten | 79 km |
Übernachtung | Hotel de France, 3, Avenue de France, 57400 Sarrebourg, Tel.: 0387032147, hoteldefrancesarrebourg.com, 292,50 Euro |
Am Morgen müssen wir uns zunächst einmal ums Frühstück kümmern. Das Hotel hatte uns da nichts zu bieten. Da hätten wir frühzeitig zu buchen müssen. In der Nähe finden wir eine kleine Bar, das natürlich nur ein typisch französisches petit déjeuner im Angebot hat. Für den Start muss das reichen.
Auf unserem Weg aus der Stadt passieren wir das Europäische Parlament Wir begleiten jetzt den Rhein-Marne-Kanal (Canal de la Marne au Rhin). Wir folgen ihn die ersten zwanzig Kilometer in nord-westliche Richtung um dann nach Westen abzubiegen. Wir werden ihn heute nicht mehr verlassen. Transportwirtschaftlich hat der Kanal schon lange keine Bedeutung mehr. Dafür bevölkern ihn Scharen von Freizeitbooten, die von der Vielzahl von Schleusen ordentlich ausgebremst werden. Diese Art von entschleunigtem Reisen scheint vielen Menschen zu behagen. Daneben fallen die vielen Hausboote an den Ufern auf, die häufig aufwändig und liebevoll aus alten Frachtschiffen umgebaut wurden. Der Leinpfad entlang des Kanals ist gut ausgebaut und sorgt für eine verkehrs- und steigungsfreie Fahrt.
In Saverne, zu Deutsch Zabern, machen wir Mittagspause. Das Städtchen haben wir bereits 2004 bei unserer Elsasstour von Basel nach Karlsruhe besucht. Auf dem Place du Général de Gaulle zu Füßen des Chateau des Rohan (Rohan-Schloss) finden wir ein geeignetes Café. Ein Trödelmarkt um das Schloss herum verhilft uns endlich zu einem neuen Tour-Portmonee für zwei Euro. Das Langgediente ist in Gremmendorf liegen geblieben.
Hier bei Saverne erreichen wir die nördlichen Ausläufer der Vogesen. Bis Lutzelbourg verläuft er Kanal durch ein ausgedehntes Waldgebiet. Die Häufigkeit der Schleusen steigt stark an. Hier verläuft auch die Grenze zwischen dem Elsass und Lothringen.
In Lutzelbourg ist Pause an einer Bootsanlegestelle mit Picknickplatz und Sanitärgebäude für die Freizeitschiffer.
Hinter Lützelburg teilt sich der Kanal. Wir folgen der ursprünglichen Trasse, der sogenannten Arzviller Schleusentreppe, mit der auf nur vier Kilometer Länge und 18 Schleusen 44 Höhenmeter überwunden werden. Heute ist dieses Kanalstück stillgelegt und teilweise verfallen. Der gesamte Höhenunterschied wird heute vom Schiffshebewek Saint-Louis/Arzviller bewältigt. Dieses in Europa einmalige technische Bauwerk ist ein Schrägaufzug, mit dem ein mit Wasser gefüllter Trog (41,0 x 5,5 Meter) nach oben bzw. unten gezogen wird. Am Ende der trockengelegten Kanalruine stoßen wir wieder auf die aktive Kanaltrasse, nur damit der Kanal sofort wieder im mehr als zwei Kilometer langen Arzviller Tunnel verschwindet.
Bei Niederviller will uns Karl-Heinz Navi einen Weg führen, den es gar nicht mehr gibt. Er ist morastig, zugewachsen und verliert sich zusehend im Wald. Wir kehren um und fahren die letzten Kilometer bis Sarrebourg auf einer befahrenen Straße.
Es ist erst 16:15 Uhr, als wir am Ziel sind. Sarrebourg enttäuscht ein wenig. Der Autoverkehr ist nervig und wir vermissen ein stimmiges Stadtbild. Wir kennen ansehnlichere französische Städtchen. Dabei hat die Stadt römische Wurzeln, kann also auf 2000 Jahre Geschichte zurückblicken. Sie wird auch als „Porte des Vosges“ bezeichnet. Die Stadt beherbergt eines von Marc Chagalls großen Werken. Für die Chapelle de Cordeliers fertigte er das Buntglasgemälde „La Paix“ (Der Friede) an. Es zeigt die Schöpfungsgeschichte und den Einzug Jesu in Jerusalem. Heute ist die Kapelle Museum rund um das Chagall-Fenster herum.
Für unser Ankunftsbier reicht uns eine schlichte Eckkneipe. Die ist auch wieder Treffpunkt nach dem Duschen. Mit einigen Mühen finden wir ein geeignetes Restaurant für unseren Hunger auf der Einkaufsstraße, das La Winstub. Beim anschließenden kleinen Spaziergang bleiben wir in einer Bar mit einem Fernseher im Fenster hängen, so dass wir das EM-Spiel Polen-Portugal draußen sehen können, wenn nicht gerade ein Auto vor dem Fernseher entlang fährt. Unseren Tippeinsatz gewinnt Felix mit seinem 1:1 nach 90 Minuten (Endergebnis 3:5).
3. Tag | Freitag, 1. Juli |
Strecke | Sarrebourg – Gondrexange – Mittersheim – Harskirchen – Sarrealbe – Herbitzheim – Remelfing – Saargemünd – Bliesbruck – Gersheim – Bliesdahlheim – Blickweiler – Blieskastel |
Wetter | herrliches Fahrwetter bei häufiger Bewölkung |
Tourdaten | 119 km |
Übernachtung | Klosterschenke, Breslauer Straße 1, 66440 Blieskastel, Tel.: 05659 7172, www.klosterschenke-blieskastel.de, 280 Euro |
Am Morgen verlassen wir Sarrebourg entlang der Saar in nordwestlicher Richtung. Die ersten Kilometer werden sehr mühsam. Der erste Versuch, zum Rhein-Marne-Kanal zu kommen, schlägt fehl. An einer Wieseneinzäunung ist definitiv Schluss. Der letzte Wegkilometer dahin ist sehr tiefgründig und matschig. Ihn müssen wir natürlich zurück fahren. Entsprechen sehen unsere Räder anschließend aus. Schließlich finden wir den Kanal, nicht ohne vorher eine kurze aber sehr heftige Steigung überwunden zu haben, und folgen ihm bis Gondrexange. Hier beginnt das Seeengebiet mit dem Etang de Gondrexange, wobei Etang eigentlich Teich bedeutet.
Etwa zwei Kilometer weiter zweigt der Canal des Houillieres de la Sarre (der Saarkanal) ab. Über eine stählerne Fußgängerbrücke überqueren wir den Rhein-Marne-Kanal und folgen jetzt dem Saarkanal für den Rest des Tages. Bis Herbitzheim ist der Saarkanal ein Verbindungskanal, erst dann mit dem Erreichen des Saartales wird er zu einem Seitenkanal.
Ab jetzt sind die Wege- und Windverhältnisse fantastisch. Kräftiger Rückenwind treibt uns vor sich her. Auch für Peter sind 30 km/h kein Thema, auch ohne elektrische Unterstützung. Für die fast siebzig Kilometer bis Saargemünd brauchen wir kaum mehr als drei Stunden. Bei Mittersheim erreichen wir das Ende des Seengebietes. Es gibt wieder Orte am Weg. Harskirchen sorgt für einige Verwirrung. Einige fahren in der Ort, um Verpflegung zu kaufen. Der Rest bleibt am Kanal und wartet. Das Zusammenfinden gestaltet sich danach ein wenig schwierig.
In Saargemünd (französisch Sarreguemines) machen wir ausgiebig Pause in einem kleinen Café in der Innenstadt. Die Stadt war einmal bekannt für ihre Keramikproduktion. So wird das Casino des Faienceries am Saarufer von prächtigen Keramikfresken außen und innen geschmückt. Heute ein Restaurant, war es ursprünglich von seinem Erbauer, einem Keramikfabrikanten, als Entspannungsort für seine Angestellten und Arbeiter gedacht.
Nach der Pause suchen wir uns den Weg zur Blies. Wir bleiben noch einige Kilometer auf französischer Seite, bevor wir hinter Bliesbruck die deutsche Grenze überqueren. Hier beginnt für uns auch das entspannte Radeln auf der Trasse der ehemaligen Bliestalbahn, die einmal Saargemünd mit Blieskastel verband. Die südöstliche Ecke des Saarlandes ist hier als Biosphärenreservat Bliesgau von der UNESCO geschützt.
In Gersheim machen wir eine letzte Pause am ehemaligen Bahnhofsgebäude. Der Bahnhof ist heute Restaurant und der Bahnsteig wurde zum schönsten Biergarten der heutigen Etappe umgebaut.
Gegen 17:30 Uhr erreichen wir Blieskastel, ein barockes Städtchen, liebevoll auch „Perle des Bliesgaus“ genannt. Unterwegs hatten wir telefonisch unsere Zimmer für die Nacht im Gasthof Klosterschenke gebucht. Jetzt stellt sich heraus, dass die Klosterschenke beinahe hundert Höhenmeter oberhalb der Altstadt liegt. Der Weg dahin ist steil und die Sonne brennt noch ordentlich. Entsprechend ist unser Durst, als wir endlich oben ankommen. Die Zimmer sind bescheiden. Toiletten gibt es nur auf dem Flur. Die Chefin ist zwar nicht mehr gut zu Fuß, sie bedient uns aber sehr ordentlich und das Abendessen bei ihr schmeckt allen.
Nach dem Essen riskieren einige den Abstieg hinunter in die Altstadt, die von zahlreichen barocken Gebäuden geprägt wird. Zurück im Gasthof ist wieder einmal Fußball mit dem EM-Spiel Wales-Belgien angesagt. Nur Günter und Karl haben sich noch immer nicht genug bewegt. Sie spazieren hoch zum Gollenstein, dem etwa 4000 Jahre alten Wahrzeichen der Stadt. Er gilt mit 6,60 m als der größte Menhir Mitteleuropas. 1939 wurde er aus kriegstaktischen Gründen umgeworfen und zerbrach dabei. Nach dem Krieg hat man ihn wieder zusammengeflickt und aufgestellt.
4. Tag | Samstag, 2. Juli |
Strecke | Blieskastel – Einöd – Homburg – Waldmohr – Schönenberg-Kübelberg – Glan-Münchweiler – Theisbergstegen – Altenglan – St. Julian – Lauterecken – Meisenheim – Odernheim am Glan – Staudernheim – Bad Sobernheim |
Wetter | Start bei Nieselregen, nachmittags klart es auf |
Tourdaten | 101 km |
Übernachtung | Hotel Ratshof, Marktplatz 10, 55566 Bad Sobernheim, Tel.: 06751 – 2310, www.ratshof.de, 231 Euro |
Wir starten am Morgen mit leichtem Nieselregen und versehen mit einer kleinen Wegzehrung von unserer Wirtin (scheußliche süße Likörchen mit Bonbongeschmack). Schon vor Homburg verlässt uns die Blies in nordwestliche Richtung. Wir durchqueren Homburg teilweise gehend – die Stadt steht an diesem Morgen im Zeichen eines ausgedehnten Flohmarktes. Im sich nördlich anschließenden Staatsforst ereilt es Peter. Das Hinterrad seines E-Bikes (vorne wäre auch zu einfach gewesen) verliert seine Luft schnell und gründlich. Christian hat zwar einen Ersatzschlauch mit, zu unserer großen Überraschung – und mehr noch zu seiner – hält der aber auch keine Luft. Also machen sich Felix und Günter auf den Weg zurück nach Homburg um dort für einen heilen Ersatz zu sorgen. Nach einer ganzen Stunde geht es schließlich weiter.
Im nächsten Ort Waldmohr erreichen wir den Glan, einen der wenigen „männlichen“ deutschen Flüsse. Das Glantal gefällt durch seine Naturnähe und Abgeschiedenheit und seine perfekten Radwege. In der Nähe des Ohmbach-Stausees kommen wir am Galgenhügel vorbei. Ein Galgennachbau soll verdeutlichen, was hier jahrhundertelang praktiziert worden ist. Zwischen Schönenberg-Kübelberg und Glan-Münchweiler ist wieder einmal Bahntrassen-Fahren angesagt, einschließlich eines 150 Meter langen Tunnels bei Elschbach.
Ab Glan-Münchweiler hat man entlang der Bahntrasse einen neuen Radweg gebaut. Das Wetter wird zusehend besser. Auch der Wind bläst gnädig meistens von hinten. Vor Altenglan passieren wir einen riesigen stillgelegten Steinbruch. Mittagspause machen wir im Gleis 3, dem ehemaligen Bahnhof von Altenglan. Die ungenutze Bahntrasse zwischen Altenglan und Staudernheim ist zu einer Draisinenstrecke umfunktioniert worden. Auf vierzig Kilometern Länge können hier unterschiedlichste Fahrraddraisinen mit und ohne elektrischen Antrieb gebucht werden. Wir sehen einige dieser seltsamen Gefährte. Die Nutzer scheinen ihren Spaß zu haben.
Die Orte auf der Strecke sind klein und meist unscheinbar. In Sankt Julian verpassen wir eine alte Ölmühle, mit einer der letzten in Europa noch erhaltenen Stempelpressen aus einem Stamm. In Odenbach kommen wir am alten Rathaus von 1570 vorbei.
Vor Meisenheim auf einer alten Steinbrücke über den Glan probieren wir Wirtins Wegzehrung – grauslich. Die Stadt ist als einzige im Südwesten Deutschlands seit über 500 Jahren von Kriegen verschont und daher voll mittelalterlicher Bausubstanz und einer stellenweise noch gut erhaltenen Stadtmauer. Am Untertor, dem einzigen noch vorhandenen Stadttor, finden wir ein lauschiges Restaurant am Glan gegenüber einer alten Wassermühle für eine ausgiebige Pause.
Hier ab Meisenheim sehen wir einige Weinberge. Die liegen zwar in der Pfalz, gehören aber zum Anbaugebiet Nahe und sind die Reste eines bis nach dem Zweiten Weltkrieg in den Steillagen am mittleren und unteren Glan sehr verbreiteten Weinanbaus.
Es ist jetzt nicht mehr weit bis Staudernheim, wo wir die Nahe erreichen, ohne die Mündung des Glan gesehen zu haben. Entlang der Nahe fahren wir die wenigen Kilometer bis Bad Sobernheim, wo wir uns zum telefonisch vorgebuchten Hotel Ratshof im Stadtzentrum neben dem Rathaus durchfragen. Das Haus ist eine gute Wahl, das Essen am Abend schmeckt hervorragend und das Viertelfinalspiel Deutschland-Italien endet mit einem denkwürdigen Elfmeterschießen, bei dem beide Mannschaften je neun Torschüsse brauchen, bis Deutschland mit 6:5 Toren als Sieger feststeht.
5. Tag | Sonntag, 3. Juli |
Strecke | Bad Sobernheim – Staudernheim – Bad Münster am Stein – Bad Kreuznach – Münster-Sarmsheim – Bingen |
Wetter | kühl, am Ziel leichter Regen |
Tourdaten | 45 km |
Übernachtung |
Der letzte Tag führt uns die Nahe flussabwärts inRichtung Bingen. Flussaufwärts sind wir diese heutige Etappe schon einmal vor fünfundzwanzig Jahren gefahren. 1991 starteten wir in Köln, fuhren am Rhein entlang bis Bingen, von dort die Nahe hoch bis Bad Sobernheim, dann über Idar-Obernstein und die Hunsrück-Höhenstraße bis zur Saar und schließlich ihr folgend bis Trier. Es war eine Tour schon Anfang Mai aber bei herrlichem Wetter.
Heute erwarten uns gleich zu Beginn zwei kurze aber heftige Steigungen in die Weinberge.
Vor Bad Münster am Stein passieren wir den Rotenfels am nördlichen Naheufer. Das fast zwei Kilometer lange Porphyr-Felsmassiv bildet die höchste Steilwand (202 Meter hoch) zwischen den Alpen und Skandinavien. Es ist sowohl ein Naturschutzgebiet mit einer Vielzahl seltener Pflanzen als auch ein Eldorado für Kletterer.
Bad Münster am Stein-Ebernburg hat im Jahre 2014 seine Selbstständigkeit verloren und ist heute ein Stadtteil von Bad Kreuznach. Zwischen Bad Münster und Bad Kreuznach im sogenannten Salinental kommen wir an einigen großen Gradierwerken vorbei. Hier wird seit dreihundert Jahren Salz gewonnen. Vorher aber müssen wir noch auf Karl warten. Er ist voraus gefahren und es dauert eine Weile bis wir uns wieder gefunden haben.
In Bad Kreuznach ist es zwar erst elf Uhr. Wir haben aber viel Zeit für eine Kaffeepause an der Alten Brücke, die allerdings momentan wegen Restaurierungsarbeiten nicht sonderlich ansehnlich ist. Die Brücke gibt es seit mehr als siebenhundert Jahren und mindestens seit dem 16. Jahrhundert ist sie mit Häusern bebaut. Derart überbaute Brücken gibt es in Deutschland sonst nur noch in Erfurt (Krämerbrücke) und Esslingen am Neckar (Innere Brücke).
Die restlichen Kilometer bis Bingen werden wir recht schnell. Es sieht zunehmend nach Regen aus. Wir kommen noch trocken bis Bingen. Und dort bleibt es bei wenigen Tropfen. Die Zeit bis zur Abfahrt vertreiben wir uns auf dem Kulturuferfest entlang der Rheinpromenade mit Kleinkunst, vielen Marktständen und selbst gebackenem Kuchen.