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Zweite Hollandtour nach 35 Jahren; perfekte Radwege; sehr gewässerreich; Hortensienpracht überall

 

Gesamtstrecke ca. 430 – 440 Kilometer

Fahrradkarten:
bikeline, Maas-Radweg, 1:7.000 

 

1. Tag Donnerstag 29. Juni
Strecke Münster – Amersfoort – Nieuwegein – Oudewater – Haastrecht
Wetter recht warm, überwiegend wolkig aber kein Regen
Tourdaten 61 km
Übernachtung Hotel Over de Brug, Verlaan 1, 2851 BV Haastrecht; hoteloverdebrug.nl ; 392,25 Euro
Hauptbahnhof von Amersfoort
Hauptbahnhof von Amersfoort
Fahrradautobahn zwischen Amersfoort und Utrecht; ganz neu für uns gebaut
Fahrradautobahn zwischen Amersfoort und Utrecht; ganz neu für uns gebaut

Wir starten am Morgen um kurz vor acht Uhr in Münster. Wir haben Glück gehabt. Christian hatte schon frühzeitig herausgefunden, dass der IC Berlin-Amsterdam für nur eine Woche wegen Bauarbeiten über Münster fahren würde und schnell gebucht. So kommen wir ohne Umsteigen nach Amersfoort. Amersfoort liegt in der Provinz Utrecht, eine von 12 Provinzen der Niederlande. Fünf davon werden wir auf unserer Tour erfahren: Utrecht, Zuid-Holland, Noord-Brabant, Gelderland und den nördlichsten Zipfel von Limburg.

Gegen 12:30 Uhr sind wir auf den Rädern. Schon in der Stadt nehmen uns sichere Radwege auf einer ganz neu gebauten breiten Betonpiste. Das fängt gut an. Vor Utrecht in Soest queren wir De Vlasakkers, ein Naturschutzgebiet, dass teilweise als Truppenübungsplatz mit einer Start- und Landebahn genutzt wird. Günter als Segelflieger ist das Gelände bekannt.

Eigentlich wollten wir mitten durch Utrecht fahren. Karl-Heinz gpx-Route auf seinem Fahrradnavi sieht allerdings eine Route östlich und südlich an Utrecht vorbei vor. Eine Zeit lang folgen wir dieser Route. Als das endlich erkannt wird, ist es zu spät für die Innenstadt und wir folgen ergeben der weiteren Tourführung durch Utrechts Peripherie.

Mittagspause in Nieuwegein

Mittagspause in Nieuwegein

Mittagspause in Nieuwegein
Mittagspause in Nieuwegein

Für unsere Mittagspause finden wir in Utrechts Süden in Nieuwegein das Bistro und Pannekoekenhus De Middenhof, wo wir lauschig im Garten sitzen können bei Kaffee und Kuchen. Nur Peter gönnt sich einen gewaltigen vegetarischen Pannekoeken.

Sicherheitsstudie: unterschiedliche Arten des Kopfschutzes
Sicherheitsstudie: unterschiedliche Arten des Kopfschutzes
das nette Oudewater haben wir viel zu schnell durchfahren
das nette Oudewater haben wir viel zu schnell durchfahren

Es wird jetzt ländlicher. Viel zu schnell durchfahren wir das nette Städtchen Oudewater. Die Altstadt Oudewaters ist ein Beispiel einer gut erhaltenen holländischen Kleinstadt. Im Zentrum sind noch viele Häuser aus dem 17. Jahrhundert mit Treppengiebeln zu finden.

Eine interessante Anekdote ist über die Stadt zu erzählen:

Seit 1482 wurden hier, im Rahmen der Hexenprozesse, Wiegeproben durchgeführt. Dieses Privileg wurde 1545 vom Kaiser Karl V. bestätigt, und der Hexerei beschuldigte Frauen aus dem ganzen Deutschen Reich reisten, wenn sie die Möglichkeit dazu hatten, nach Oudewater. Zunächst geschah dies im Rathaus, ab 1595 in der 1482 als Güterwaage erbauten Waage. Da die Beurteilung nach stärker rationalen Maßstäben hatte eine der Hexerei beschuldigten Frau hier recht gute Chancen, freigesprochen zu werden. Die Wiegeprobe, auch Hexenwaage genannt, war eine Variante der Hexenprobe, um Hexen zu überführen. Man glaubte daran, dass Hexen fliegen könnten und auf dem Wasser wie Holz schwämmen, folglich also leichter als normale Menschen sein müssten. Das geringere Gewicht kam nach Ansicht der damaligen Menschen daher, dass die Hexe ihr „Innerstes“ (ihre Seele) an den Teufel verloren hätte. Die als Hexe bezichtigte Frau wurde hierbei auf eine Waage gestellt und gegen ein vorher festgelegtes Gewicht gewogen. Wenn sie weniger wog, kam es zur Anklage. Wenn sie allerdings mehr wog, beschuldigte man sie, die Waage durch die Macht des Teufels verhext zu haben.

Westlich von Oudewater beginnt die Provinz Zuid-Holland.  Die Landschaft ändert sich. Wir fahren durch altes Poldergebiet, durchzogen von unzähligen kleinen und größeren Wasserläufen. Nahezu jedes Haus hat sein eigenes Wässerchen. Wir kommen zügig voran und sind schon kurz nach 17 Uhr in Haastrecht, dem Ziel unseres heutigen ersten Tages.

unser Hotel Over de Brug in Haastrecht
unser Hotel Over de Brug in Haastrecht
eine der vielen Ziehbrücken auf unserer Fahrt vor unserem Hotel
eine der vielen Ziehbrücken auf unserer Fahrt vor unserem Hotel
Abendspaziergang in Haastrecht
Abendspaziergang in Haastrecht
Museum Paulina Bisdom van Vliet
Museum Paulina Bisdom van Vliet

Unser Hotel Over de Brug liegt an einer Kreuzung direkt an der Hollandsche Ijssel und gegenüber einer der unzähligen holländischen Ziehbrücken. Die Zimmer im ersten Stock sind nur mit dem Aufzug oder mit einer halsbrecherisch steilen Außentreppe zu erreichen. Wir essen zu Abend im Gastraum an einem riesigen Tisch. Nach dem Essen machen wir einen kurzen Rundgang durch das kleine Städtchen, das aber immerhin mit dem Museum Paulina Bisdom van Vliet, einem interessanten Wohnhausmuseum mit originaler Einrichtung aus dem 19. Jahrhundert und benannt nach ihrer letzten Besitzerin, aufwarten kann. Zurück im Hotel gibt es noch einige Feierabendbierchen.

 

2. Tag Freitag, 30. Juni
Strecke Haastrecht – Gouda – Dordrecht – Werkendam – Gorinchem
Wetter perfektes Wetter, wolkig bis sonnig
Tourdaten 91 km
Übernachtung Tres Boutique Hotel, Eind 16-18, 4201 CR Gorinchem, tresboutiquehotel.nl; 431 Euro
Aufbruch am Morgen in Haastrecht
Aufbruch am Morgen in Haastrecht
Gruppenbild am Rathaus von Gouda
Gruppenbild am Rathaus von Gouda
Rathaus von Gouda
Rathaus von Gouda
Goudas Innenstadt von oben
Goudas Innenstadt von oben

Bei Sonnenschein starten wir am Morgen zunächst auf einen Abstecher nach Gouda einige Kilometer westlich. Entlang der Hollandse Ijssel sind wir nach wenigen Kilometern in der Stadt. Gouda liegt am Zusammenfluss von Gouwe und Hollandse Ijssel und hat ein gut erhaltenes historisches Stadtzentrum mit vielen denkmalgeschützten Gebäuden. Der Marktplatz, bekannt ist einer der schönsten Plätze in den Niederlanden und wird von einer Reihe prächtiger Gebäude umgeben, darunter das gotische Rathaus aus dem 15. Jahrhundert. Berühmt ist auch die Waage aus dem 17. Jahrhundert an der Nordseite des Marktes. Natürlich verbindet man mit dem Namen Gouda den gleichnahmigen berühmten holländischen Käse. Aber auch die Stroopwafels, diese klebrig-süßen zusammengeklappten Waffeln haben hier ihren Ursprung.

Kompliziertes Geflecht der Rhein-Mündungsarme
Kompliziertes Geflecht der Rhein-Mündungsarme
unsere erste Fähre über den Lek
unsere erste Fähre über den Lek

Wir halten uns nicht sehr lange auf. Es geht bald weiter In Richtung Dordrecht. In Bergambacht nutzen wir unsere erste Fähre über den Lek. Ihm folgen wir einige Kilometer flussabwärts bevor wir nach Süden abbiegen. Wir sind auf dem Weg zur Nieuwe Merwede um dort mit der Fähre zum Biesbosch zu kommen. Als wir am Kop van´t Land im Südosten von Dordrecht ankommen, sehen wir unsere Fähre aber auch gleichzeitig das Restaurant Kop van´t Land. Es ist Mittagszeit, also beschließen wir zunächst eine ausgiebige Pause zu machen, zumal am Restaurant ein einladender Biergarten lockt.

Als endlich alles ausgetrunken und gegessen ist, wollen wir unsere Fähre nehmen, erleben aber unseren ersten Reinfall. Die Fähre hat wegen Personalmangel außerplanmäßig seinen Dienst für den heutigen Tag eingestellt. Fehlendes Personal scheint also nicht nur bei uns in Deutschland ein Problem zu sein. Zunächst sind wir ratlos, kommen aber sehr bald zur Erkenntnis, dass wir umkehren und die nächste Fähre weiter östlich über die Nieuwe Merwelde finden müssen. Mittlerweile sind zwei ältere holländische E-Bikerinnen auf uns aufmerksam geworden. Sie unterstützen uns wortreich bei unserer Wegeplanung und erklären sich schließlich dazu bereit, uns auf dem Weg zur Ersatzfähre zu begleiten. Die nächsten 17 Kilometer hecheln wir hinter den beiden flotten Damen her. Bei Boven Hardinxveld erreichen wir die Fähre, müssen allerdings eine halbe Stunde warten um nach Werkendam auf der anderen Seite zu kommen. Unsere beiden Führerinnen nehmen die Fähre ebenfalls. Sie erklären sich sogar bereit, uns bis in den Biesbosch zu bringen. Es wird eine anstrengende Fahrt mit heftigem Gegenwind. Nachdem wir uns bei den netten Ladies bedankt haben, sind wir wieder Herren der Geschwindigkeit. Wir fahren eine gemütliche große Runde durch einen Teil des Biesbosches.

Wasser, das beherrschende Elents des Biesbosch
Wasser, das beherrschende Element des Biesbosch
der Gewöhnliche Blutweiderich bedeckt hier große Flächen
der Gewöhnliche Blutweiderich bedeckt hier große Flächen
Jürgens dicke Backe ist seiner Lakritzkugelsucht geschuldet
Jürgens dicke Backe ist seiner Lakritzkugelsucht geschuldet

auf einer Aussichtsplattform mitten im Biesbosch
auf einer Aussichtsplattform mitten im Biesbosch

Der Biesbosch besteht aus einem Labyrinth aus Inseln und Buchten, Sumpfwäldern, Schilfflächen und Feuchtwiesen, durchzogen von kleinen und großen Gewässerarmen. Dort wo Rhein und Maas zusammenfließen, nicht weit von der Nordsee entfernt, bilden die Flüsse ein rund 9.000 Hektar großes Binnendelta im Grenzgebiet von Zuid-Holland und Noord-Brabant. Seit 1990 ist dieses in vielerlei Hinsicht ziemlich einzigartige Gebiet als Nationalpark geschützt. Er entstand größtenteils durch die St.-Elisabethsflut im Jahr 1421. Nach dieser Katastrophe wurden zahlreiche Polder und Deiche angelegt, um das Land vor weiteren Überschwemmungen zu schützen.

Ein Stündchen kreuzen wir durchs wasserreiche Naturreservat, bevor wir uns an seinem Rand eine weitere Pause im Bauernhofcafe Selevia Hoeve gönnen. Es geht zurück nach Werkendam und entlang der Merwelde, die hier Boven-Merwelde heißt nach Kerkeinde über die Brücke nach Gorinchem.

unser Hotel Tres Boutiques am Lingehafen
unser Hotel Tres Boutiques am Lingehafen
Lingehafen direkt vor unserem Hotel
Lingehafen direkt vor unserem Hotel
vom Hotel in die Altstadt
vom Hotel in die Altstadt
Abendessen beim Griechen auf dem Marktplatz von Gorinchem
Abendessen beim Griechen auf dem Marktplatz von Gorinchem

Das Hotel ist ganz ordentlich, kleine Zimmer und wieder sehr steile Treppen. Fürs Frühstück am nächsten Morgen verweist man uns an eine nahegelegene Bäckerei, Sweet Ima. Zum Hotel gehört nur eine Tapasbar. So mussten wir erst einen Wirt für unser Begrüßungsbier suchen. Wir fanden ihn in der Nähe beim Griechen im Garten direkt an der Linge, die mitten durch die Stadt fließt und und hier in die Merwede mündet.. Fürs Abendessen wollten wir aber etwas Preiswerteres. Auf dem Marktplatz, der vollgestellt war mit Außengastronomie und von mindestens sechs Restaurants rundherum bedient wurde, landeten wir schließlich bei einen weiteren Griechen. Das Essen war so fleischlastig, dass das für alle bis zum Ender der Tour genug war. Nache inem kurzen Rundgang durch die Altstadt landeten wir noch in unserer Tapasbar, wo es noch Flüssiges für uns gab.

Gorinchem (nach der Aussprache auch „Gorcum“ oder „Gorkum“ geschrieben) ist eine echte Festungsstadt, mit schöner Lage an den Flüssen Merwede und Linge. Um 1600 wurde die mittelalterliche Stadt eine „moderne“ Festung. Der Achtzigjährige Krieg war in vollem Gang und die Festung konnte den Spaniern Paroli bieten.

Im Katastrophenjahr 1672 – die Republik der Sieben Vereinigten Niederlande wurde von England, Frankreich und den Bistümern Münster und Köln angegriffen – wurde Gorinchem zu einer wichtigen Festung in der Alten Holländischen Wasserlinie. Auch in der Neuen Holländischen Wasserlinie blieb Gorinchem ein strategisches Bollwerk. Die ursprünglichen Stadtwälle mit Bastionen sind noch fast vollständig erhalten. Gorinchem ist damit die größte authentische Festung der Niederlande. Drei weitere Festungen finden sich in unmittelbarer Nähe.

Berühmtester Sohn der Stadt ist der Seefahrer Hendrik Hamel, der auf einem Schiff der Holländischen Ostinien-Kompanie auf dem Weg nach Japan nach einem Schiffbruch in Korea festgesetzt wurde und aus dem Land erst 17 Jahre später fliehen konnte. In die Heimat zurückgekehrt, verfasste Hendrik Hamel einen Bericht über den Schiffbruch, der 1668 veröffentlicht wurde. Seine Beschreibung des Königreichs Korea wurde in ganz Europa gelesen und blieb für zwei Jahrhunderte die einzige Informationsquelle über das völlig abgeschottete Land. Nach seinem Abenteuer kehrte Hamel nach Gorinchem zurück, wo er 1692 starb. In Korea ist er ein Nationalheld. Anders als in den Niederlanden, wo er fast vergessen ist – außer in Gorinchem! 

Gorinchem von oben; deutlich ist die Festungsanlage erkennbar
Gorinchem von oben; deutlich ist die Festungsanlage erkennbar

 

3. Tag Samstag, 1. Juli
Strecke Gorinchem – Woudrichem – Hertogenbosch – Hedel – Lith – Maasbommel – Ravenstein – Niftrik
Wetter mit etwa vier Stunden im Regen unser Regentag
Tourdaten 90 km
Übernachtung Hotel Zalen Hoogeerd, Maasbandijk 10, 6606 RB Niftrik; hoogeerd.nl; 516,35 Euro
1. Fähre am Morgen von Gorinchem nach Woudrichem
1. Fähre am Morgen von Gorinchem nach Woudrichem
in Woudrichem vorm Stadttor angekommen
in Woudrichem vorm Stadttor angekommen
Stadttor vom Woudrichem
Stadttor vom Woudrichem
Schloss Loewestein
Schloss Loewestein

Wir haben uns für acht Uhr am Morgen in der Bäckerei Sweet Ima, wenige Meter vom Hotel entfernt, verabredet. Dort bekommen wir ein ausreichendes Frühstück. Um 9:15 Uhr wollen wir die Fähre nach Woudrichem nehmen. Vorher gibt es noch ein kleines Problem mit dem Tor des Außengastroniebereiches des Hotels, hinter dem unsere Räder wohlbehütet stehen. Es klemmt. Wir bekommen es aber noch rechtzeitig geöffnet. Das Wetter sieht nicht so gut aus heute. Zumindest für den Vormittag ist Regen angekündigt und der setzt bei unserer Abfahrt auch schon ein. Die Fähre kommt pünktlich und bringt uns in knapp zwanzig Minuten über die Merwede.

Wie Gorichem ist auch Woudrichem eine alte Festungsstadt, die aufgrund ihrer exponierten Lage am Zusammenfluss von Waal und Maas im Laufe der Jahrhunderte vielfältigen Angriffen ausgesetzt war. Neben einer mächtigen gotischen Kirche gibt es noch ein interessantes Fischereimuseum, in dem man viel über die Geschichte der Lachsfischerei , die hier intensiv betrieben wurde, erfährt. Gegenüber auf der anderen Maasseite entgeht uns das Schloss Loevestein, ein befestigtes Wasserschloss aus dem 14. Jahrhundert.

Der Regen nimmt zu. Regenschutz, zumindest oben herum, ist angesagt. Neben dem schlechten Wetter wird uns heute die Anzahl der benutzten Fähren in Erinnerung bleiben. Es sollen bis zum Abend acht Überfahrten werden!

Wir fahren etwa zehn Kilometer an der Afgedamten Maas entlang, überwiegend über die Deichkronen, ein weiteres Kennzeichen des heutigen Tages, bevor wir die nächste Fähre benötigen Die einzige größere Stadt heute wäre ´s-Hertogenbosch gewesen. Die zusätzlichen Kilometer in die Innenstadt sparen wir uns aber, da wir eh schon bei 90 Tageskilometern liegen und die Karl´sche 85er-Regel nicht überstrapaziert werden soll.

Mittägliche Regenpause unter Bäumen
Mittägliche Regenpause unter Bäumen

 

Hortensienpracht unterwegs
Hortensienpracht unterwegs

Es gibt sonst nicht viel zu berichten vom heutigen Tage. Die Orte sind klein und unscheinbar. Die Maas ist unser ständiger Begleiter. Sie bildet heute die Grenze zwischen den Provinzen Noord-Brabant (im Süden) und Gelderland (im Norden). Unsere erste größere Pause machen wir in Hedel nord-westlich von ´s-Hertogenbosch in einer Gaststätte zum Aufwärmen und trocknen und anschließendem ALDI-Besuch. Gegen 14 Uhr gibt einen weiteren Aufenthalt in Lith in der Lithse Bakkertje direkt an der Maas gelegen. Hier versuchen wir, den Regen auszusitzen. Das gelingt aber nicht. Erst gegen 15 Uhr wird es für den Rest des Tages trocken. Und der Wind ist uns auch weitgehend gnädig.

Ravenstein mit der höchsten Windmühle Noord-Brabants
Ravenstein mit der höchsten Windmühle Noord-Brabants
unsere letzte Fähre des Tages, nur für Fußgänger und Radfahrer
unsere letzte Fähre des Tages, nur für Fußgänger und Radfahrer
unser Hotel in Niftrik
unser Hotel in Niftrik
Seetaufe eines neuen Kollegen
Seetaufe eines neuen Kollegen

Gegen 16:30 Uhr erreichen wir Ravenstein, wieder eine Festungsstadt, die sogar die ältesten Festungsanlagen aus Steinmauern und Erdwällen der Niederlande beherbergt. Hier steht die höchste Mühle Nordbrabants. Wir fahren kurz eine Runde durchs Städtchen und nehmen dann die achte und letzte Fähre des Tages auf die andere Maasseite nach Niftrik.

Unser Hotel liegt an einer zu einem See verbreiterten alten Maasschleife. Es ist das teuerste Hotel dieser Tour und hat noch dazu nur zwei Dreier-Zimmer für uns parat. Immerhin gibt es eine gut besuchte Gaststätte fürs Abendbier und ein Restaurant mit anständigem Essen. Später am Abend erleben wir die Taufe eines neuen Kollegen, den man tatsächlich kopfüber vom Hotelsteg aus ins Wasser wirft.

 

4. Tag Sonntag 2. Juli
Strecke Niftrik – Grave – Cujik – Kleve – Grieth – Millingen – Anholt – Isselburg
Wetter Radlerwetter, Sonne-Wolken-Mix
Tourdaten 85 km
Übernachtung Hotel Landhaus zur Issel, Minervastr. 26-28, 46419 Isselburg; hotel-restaurant-isselburg.de 368 Euro
Citroën-Enthusiasten beim Aufbruch
Citroën-Enthusiasten beim Aufbruch
Blick in das nette Städtchen Grave
Blick in das nette Städtchen Grave
Orientierungspause bei den Kraaijenbergse Plassen
Orientierungspause bei den Kraaijenbergse Plassen
entlang der A73; auch in Holland fehlt Wasser von oben
entlang der A73; auch in Holland fehlt Wasser von oben

Das Frühstück am Morgen ist reichhaltig und gut. Der Regen hat sich endgültig verzogen. Bei den Abfahrtsvorbereitungen kommen wir mit sechs Citroen-Enthusiasten ins Gespräch, die mit drei alten Schätzchen unterwegs sind und sich gerade für die Heimfahrt rüsten. Das älteste Auto (das gelbe) hat das Baujahr 1919!

Heute werden wir die Niederlande wieder verlassen. Vorher geht es aber noch ein Stück maasaufwärts bis wir vor Grave die Flusseite wechseln, diesmal ohne Fähre über eine Brücke. Auch Grave war eine Festungsstadt. Die Altstadt ist im 2. Weltkrieg weitgehens zerstört worden, trotzdem macht es einen typisch holländischen Eindruck. Immer an der Maas-  jetzt wieder auf Noord-Brabanter Seite – entlang passieren wir die Kraaijenbergse Plassen, ein ausgedehntes Seengebiet unter anderem mit einer großen EuroParcs-Anlage. Über das Örtchen Linden inmitten der Wasserwelt finden wir die Auffahrt zur A73. Auf dem Radweg neben der Fahrbahn wechseln wir erneut die Maasseite, biegen ab nach Heumen und queren gleich danach den Maas-Waalkanaal, dem wir zwei Kilometer folgen. Und schon sind wir wieder an der Maas, die wir aber sehr bald endgültig verlassen.

Niederrheinischer Höhenzug
Niederrheinischer Höhenzug

Hinter Mook sind wir für wenige Kilometer im nördlichsten Zipfel der Provinz Limburg bevor wir auf halber Strecke nach Groesbeek wieder nach Gelderland kommen. Wir fahren hier durch ein ausgedehntes Waldgebiet und zur Verwunderung aller geht es bergauf. Wir haben die westlichen Ausläufer des Niederrheinischen Höhenzuges erreicht, die sich hier Zeven Heuvelen (sieben Hügel) nennen.

Der Niederrheinische Höhenzug ist ein Höhenzug, der sich mit mehreren Unterbrechungen in einem weiten Bogen zwischen dem Tal des Rheines im Osten und dem der Niers im Westen durch das Niederrheinische Tiefland von Krefeld bis nach Nijmegen zieht. Bei diesem Höhenzug handelt es sich um Stauchwälle von Endmoränen, die überwiegend aus Sanden und Kiesen aufgebaut sind. Der Niederrheinische Höhenzug ist charakterisiert durch eine relativ steile Kante an der Nord- und Ostseite und eine flach abfallende Süd- und Westseite.

Als letzte holländische Ortschfaft durchfahren wir Groesbeek. Vier Kilometer weiter sind wir wieder in Deutschland. Und gleich werden die Radwege schlechter. Durch den Reichswald auf unbefestigten Wegen geht es nach Kleve. Bis dahin haben wir noch einige Höhenmeter zu bewältigen.

Der Klever Reichswald ist mit rund 51 km² Fläche das größte zusammenhängende Waldgebiet des Niederrheins und der größte zusammenhängende öffentliche Staatsforst in Nordrhein-Westfalen. Er liegt in den Gemeindegebieten von Goch, Kleve, Kranenburg und Bedburg-Hau im Kreis Kleve. Im Westen geht der Klever Reichswald in Waldgebiete der Provinz Gelderland in den Niederlanden über. Diese reichen fast geschlossen über die Gemeindegebiete von Gennep, Mook en Middelaar, Berg en Dal und Heumen bis nach Nijmegen.

in Kleve am Stadtcafé Wanders
in Kleve am Stadtcafé Wanders
Stadt- und Flutschutztor in Grieth
Stadt- und Flutschutztor in Grieth
Warten auf die Fähre
Warten auf die Fähre

der Fährmann macht alles alleine
der Fährmann macht alles alleine
Millinger Mühle
Millinger Mühle
der Eindruck täuscht; eigentlich war es sehr warm heute, aber so sind die E-Biker
der Eindruck täuscht; eigentlich war es sehr warm heute, aber so sind die E-Biker

Wir haben die Route so geschickt gewählt, dass wir am Klever Sendemasten auf dem Klever Berg landen, der mit 108 Metern der höchste Punkt des gesamten Niederrheinischen Höhenzuges ist. Nach Christians Tacho haben wir heute insgesamt 230 Höhenmeter gemacht. Von hier oben geht es hinab in die Innenstadt, wo wir beim Stadtcafé Wanders eine ausgiebige Mittagspause machen.

Noch fünfzehn Kilometer und wir erreichen den ehemaligen Fischerort Grieth nahe bei Kalkar den Rhein. Obwohl der Ort weniger als 1000 Einwohner hat er wegen der Einheit von Kirche, Marktplatz und dichtbebauten Straßen und Gassen einen kleinstädtischen Charakter. Hier pendelt in den Sommermonaten eine autofreie Fähre über den Rhein.

Wasserburg Anholt
Wasserburg Anholt

Nach einigem Warten sind wir an der Reihe und können übersetzen. Weil es noch sehr früh ist, beschließen wir, nicht auf direktem Wege nach Isselburg, unserem Quartier für heute, zu fahren, sondern noch einen Abstecher zur Wasserburg Anholt zu machen. Hier genießen wir auf der Caféterrasse direkt am Wasser mit Blick auf den Park den Nachmittag.

Die Wasserburg Anholt in Isselburg ist eine der eindrucksvollsten Burganlagen in Westfalen und seit 1641 der Familienbesitz des Fürstenhauses zu Salm und zu Salm-Salm und privat bewohnt. Die Wasserburg ist umgeben von einem 35 ha großen, herrlichen Schlosspark. Das charakteristische Wahrzeichen der Wasserburg ist bis heute der Bergfried, der „Dicke Turm“, aus dem 12. Jahrhundert.

Die Hauptburg wurde 1966 der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Die Räume und die Kunstsammlungen vermitteln den Besuchern Einblicke in das gesellschaftliche Leben und die höfische Kultur mehrerer Jahrhunderte. Besichtigt werden können unter anderem die größte private Gemäldesammlung Nordrhein-Westfalens mit zahlreichen Werken bekannter niederländischer Meister wie Rembrandt, Jan van Goyen, Gerard ter Borch und Lucas Cranach dem Älteren, Zeugnisse herrschaftlicher Wohnkultur, die Waffenkammer sowie eine umfangreiche Porzellansammlung. 

Die nahegelegene Anholter Schweiz ließ im 19. Jahrhundert der damalige Fürsten Leopold zu Salm-Salm im Zuge der aufkommenden Alpenromantik angelegen mit künstlichen Seen, aufgetürmten Felsformationen und einem Schweizer Chalet, hier Schweizer Häuschen genannt. Heute ist das Gelände eine Biotopwildpark.

Landhotel zur Issel in Isselburg
Landhotel zur Issel in Isselburg
ein letztes Bier im Steakhaus in Isselburg
ein letztes Bier im Steakhaus in Isselburg

Bis Isselburg sind es nur noch wenige Kilometer. Das vorgebuchte Landhaus zur Issel erweist sich als bestes und preiswertestes Hotel der diesjährigen Tour. Wir werden sehr freundlich begrüßt und können unter einem lauschigen Dach aus Weinreben unser Ankunftsbier genießen. Trotz des sonntäglichen Ruhetages werden wir aufs Beste bekocht. Es schmeckt allen sehr gut. Nach dem Essen möchte die Bedienung allerdings gerne Feierabend machen. So landen wir nach einem kurzen Stadtrundgang noch im Isselburger Steakhaus für letzte Getränke.

 

5. Tag Montag, 3. Juli
Strecke Isselburg – Bocholt – Barlo – Burlo – Weseke – Gescher – Coesfeld – Nottuln – Schapdetten – Roxel – Münster                 
Wetter  
Sonne-Wolken-Mix, angenehme Temperaturen
Tourdaten 105 – 110  km
Übernachtung

Der letzte Tag fällt ein wenig aus dem Rahmen. Die Mehrheit hatte sich dazu entschieden, nicht von Isselburg nach Enschede und von dort mit dem Zug nach Münster sondern durchs Münsterland zurück mit dem Fahrrad zu fahren. Es wird eine denkwürdige Etappe im Geschwindigkeitsrausch. Heftiger Westwind treibt uns vor sich und Peter oft hinter uns her.

Karl-Heinz alte Wirkungsstätte: das Kloster Mariengarden in Burlo
Karl-Heinz alte Wirkungsstätte: das Kloster Mariengarden in Burlo
letzte gemeinsame Pause in Coesfeld
letzte gemeinsame Pause in Coesfeld

Nach einem reichhaltigen Frühstück geht es los. Entlang der Bocholter Aa kommen wir schon bald nach Bocholt, dann über Barlo (hier ist Karl-Heinz geboren) und Burlo (hier im Kloster Mariengarden in Burlo ist Karl-Heinz sechs Jahre zur Schule gegangen mit prügelnden Patres) vorbei am Burloer Venn nach Weseke, wo wir endlich unsere erste Pause in der Bäckerei Späker am Ortsrand machen. Immerhin haben wir schon fast 35 Kilometer hinter uns.

Vor und in Gescher gibt es einige Orientierungsprobleme. Die meistern wir aber routiniert. Entlang der stark befahrenen B325 geht es nach Coesfeld. Auf dem Marktplatz beim Extrablatt sind Süppchen fällig. Hier verabschiedet sich Karl. Er will nach Steinfurt fahren um sich von dort abholen zu lassen. Für den Rest geht es jetzt bergan über den Coesfelder Berg nach Nottuln ins Eiscafe Venezia.

Über Schapdetten uns Tilbeck Rasen wir weiter nach Roxel, wo sich die Gruppe endgültig trennt. Drei fahren in die Innenstadt. Drei fahren zum Aasee. Die vierzigste Tour ist zuende. Wir haben das fahrradfreundliche Holland genossen. Die Stimmung war gut wie immer. Jetzt freuen wir uns aufs Radleressen am 20. August.