Für Infos zum Radleressen und zum Reifungsprozess der Mitfahrer bitte auf die entsprechenden Bildchen klicken.
Wir umfahren den Nordharz, besuchen prächtige mittelalterliche Städtchen und weites Sachsen-Anhaltinisches Land.
Fahrradkarten:
LGN 26 – Solling und Umgebung, LGN, 1:75.000
LGN 27 – Oberharz – Unteres Eichsfeld, LGN, 1:75.000
Harz-Rundweg, BVA Bielefelder Verlags-Anstalt, 1:50.000
Euro-Route R1 – Höxter-Wittenberg, BVA Bielefelder Verlags-Anstalt, 1:50.000
Karls Tourbericht: Frühzeitig legen wir den Termin für unsere Tour fest. Erfreulich, dass bereits beim ersten Versuch der Termin 31. Mai bis 4. Juni festgezurrt werden kann. Als einziger Vorschlag wird die Fortführung des R1 hinter Höxter in östliche Richtung von allen gerne aufgenommen. So steht schon Anfang Mai fest, dass unsere Fahrt von Holzminden nach Köthen führen soll.
Nach und nach kommt dann erst von Felix und dann auch noch von Günter die gleiche unerfreuliche Meldung: Meine Frau ist krank, ich fahre nicht mit. Christian muss überraschend zur Hochzeit seines Bruders am 31. Mai. Er will jedoch einen Tag später mit dem Zug nachkommen.
So machen wir uns schließlich zu viert auf den Weg. Pünktlich zum Zug um 9:11 Uhr treffen wir uns in Münster auf dem Bahnsteig und die Bahn bringt uns ohne Verzögerung unserem ersten Ziel der Stadt Holzminden entgegen.
1. Tag | Mittwoch, 31. Mai |
Strecke | Münster – Holzminden – Arholzen – Wagelnstedt – Stadttoldendorf – Hullersen – Einbeck |
Wetter | ca. 20 Grad mit Wolken |
Entfernung | 50 km |
Übernachtung | Pension Baye; 160 DM |
Gegen 12 Uhr kommen wir in Holzminden an (kurze Hosen sind bereits angesagt). Eine neu gestaltete Fußgängerzone mit schönem Cafe verführt uns bereits nach wenigen Metern zum ersten Halt. Bemerkenswert in Holzminden sind die mit Sandsteinplatten gedeckten Häuser.
Straßen mit nur leichten Steigungen und schönen Aussichten führen uns über Bevern, Arholzen, Deensen, Stadtoldendorf, Wagelnstedt (spielten wir hier unsere erste von drei Boulerunden?), Lüthorst, VW Erichsburg (verfallen), Eilensen, Marktoldendorf, Holtensen, Hullersen durch ein Industriegebiet in die im inneren Stadtgebiet sehr schöne erhaltene Fachwerkhäuserstadt Einbeck.
Da wir noch vor 16 Uhr ankommen, können wir uns über die Zimmervermittlung noch die Übernachtung vermitteln lassen (Pension Baye); unsere Räder können wir dort durch eine Motorradwerkstadt schieben und in einem Innenhof abstellen.
Der Abend beschert uns einen schönen Rundgang durch die Altstadt, eine Führung durch das Einbecker Münster (eine Stiftskirche), eine Aussage des dortigen Diakons zur leider weit verbreiteten Größe der Biergläser (Fingerhüte) in Einbeck, ein leckeres Essen im Brothaus und viele heimische Bierchen.
2. Tag | Donnerstag, 1. Juni |
Strecke | Einbeck – Kreiensen – Wolperode – Seesen – Langelsheim – Goslar |
Wetter | warm mit Wolken |
Entfernung | 80 km |
Übernachtung | Hotel Niedersächsischer Hof; 450 DM |
Unser Frühstück können wir erst mit einiger Verzögerung nach 8:30 Uhr einnehmen; das Frühstückszimmer ist bereits besetzt (6 Plätze). Das stört aber nicht besonders, da Christian bereits nach 30 km um 13 Uhr in Seesen abgeholt werden will
Volksen, Garlebsen, Ippensen, Kreiensen, Orxhausen sind die nächsten Ortschaften, bevor wir bei bereits sehr warmen Wetter in Bad Gandersheim eine Rast neben einem aufgebauten Freilichttheater vor dem Dom einlegen. Die Weiterfahrt verzögert durch Karls Autoschau-Lüste.
Über Wolperode führen uns dann die ersten kräftigen Steigungen auf den Höhenzug des Heber, der uns während einer flotten Abfahrt einen schönen Ausblick in das letzte Tal vor dem Massiv des Harzes erlaubt.
Ebenso pünktlich wie wir trifft Christian mit dem Zug in Seesen ein. Die Frage nach einer ersten Pause lehnt er rundweg ab. Er hat genug gegessen. Ihn locken die Höhen des Harzes. Hätten wir geahnt, was noch vor uns liegt.
Kurz hinter Seesen (B248) folgen wir dem Harz-Rundweg (Hexe auf Fahrrad als Beschilderung, pfiffig!) bis wir vor Hahausen wieder auf den R1 zurückkommen. Hinter Hahausen geht es dann erstmals an den Waldrand des Harzes und damit zu den ersten Steigungen.
Hinter Langelsheim finden wir den R1 nicht, wohl aber eine ehemalige Bahntrasse, die uns leicht bis zur längsten Staumauer des Harzes an der Innerste-Talsperre (750 Meter) bringt. Ein Eismann verhilft uns dort zu einer willkommenen Erfrischung. Was danach kommt, ist kein Zuckerschlecken, steile Meter auf einer Schotterpiste. Schieben ist da für einige angesagt. Das dann mitten im Wald eine Wanderhütte, die nur einmal im Monat geöffnet hat, für uns Essen und Trinken bereithielt, ist einfach toll.
Nach weiteren Steigungen und einer schönen Abfahrt am Granestausee entlang mit Quellwasser am Wegesrand für unsere Trinkflaschen kommen wir schließlich ziemlich erhitzt über Herzog-Juliushütte in Goslar an. Mit Hilfe einer Hotelwirtin finden wir Zimmer im Niedersächsischen Hof, einer feinen Herberge (90 DM statt sonst 145 DM). Nach einer kleinen Stadtbesichtigung sind wir uns einig. Goslar ist ein tolles Städtchen. Für das abendliche Essen finden wir ein bayerisches Lokal direkt an einem kleinen Bach, der durch Goslar fließt unweit der Kaiserpfalz. 50 Meter weiter nimmt der Abend in einem wunderschön gelegenen Gartenlokal seinen Fortgang. Den Abend lassen wir schließlich beim Wolpertinger in einem lauschigen Innenhof ausklingen.
3. Tag | Freitag, 2. Juni |
Strecke | Goslar – Bad Harzburg – Ilsenburg – Darlingerode – Wernigerode – Blankenburg – Timmenrode – Quedlinburg |
Wetter | sonnig bis 30 Grad |
Entfernung | |
Übernachtung | Pension Ilse; 110 DM; Hotel Domschatz; 70 DM |
Ein großzügiges Frühstück verschafft uns eine gute Grundlage für einen anstrengenden Tag. In Richtung Segelflugplatz bewegen wir uns aus der Stadt. Die wunderschöne und flache Promenade dient zum Einrollen, bevor uns die Straße hoch in den noch kühlen Walde bringt. Über dann folgende Waldwege dürfen wir eine langgezogene wunderschöne Abfahrt (abseits vom R1) in Okertal genießen. Dort folgen ein Anstieg über Treppen und enge Wanderwege mit ständigen kleinen Anstiegen. Irgendwo hier oben springt Peter ein kleiner Stock zwischen die Speichen und zerstört zwei von ihnen. Klar war nun, dass wir im nächsten Ort Bad Harzburg eine Fahrradwerkstatt aufsuchen müssen. Die finden wir zwar gleich, die Reparatur dauert aber mehr als eine Stunde. Das war Grund genug für eine kleine Erfrischung in einem der vielen kleinen Cafes, die sich an der belebten Straße aneinander reihen. So viele Autos wie während dieser Pause sehen wir auf der ganzen Tour nicht mehr. Eine Besichtigung der Innenstadt sparen wir uns.
Unser nächstes Ziel ist die Alternativroute zum R1, die nach Eckertal und Stapelburg führt. Zwischen diesen beiden Orten verlief früher die Grenze. Außer einigen verkommenen Frittenbuden ist von der aber nichts mehr zu sehen. Da es auf der Landstraße so schön rollt (zwar auch hügelig aber glatt), rollen nun auch die Kilometer nur so weg. Wir fahren daher über die Landstraße weiter bis nach Ilsenburg, einem hübschen kleinen Kurort. Nach einer kurzen Verschnaufpause geht es wieder aus der Sonne heraus in den Schatten des Waldes. Die dort vor uns liegenden Steigungen bringen uns aber trotzdem ins Schwitzen. In Darlingerode in einer kleinen Waldgaststätte ist die nächste Pause fällig (Pommes pur will der Wirt uns nicht verkaufen, Marktwirtschaft im Osten!).
Wernigerode als nächstes Ziel überrascht uns mit einer überfüllten Innenstadt (viele alte Leute, stellt Peter fest). Ohne längere Pause entfliehen wir dem Trubel. Weiter geht es über die Landstraße nach Benzingerode. Kurz danach erreichen wir über schlechte Wege wieder den R1, der uns über Michaelsstein und Oesig nach Blankenburg bringt. Die Altstadt finden wir nicht, wohl aber einen alten Stadtteil, der manche zu der Äußerung veranlass, hier nicht tot über dem Zaun hängen zu wollen Ein kurzes Stück geht es über die B6. Vor der Teufelsmauer einem Felsrücken finden wir ein schönes schattiges Plätzchen im Helsinger Krug, wo wir uns mit Bier, Kaffee und Kuchen verwöhnen lassen. In dieser Pause werden wir uns dann einig, dass wir auf schönen Wegen (keine Harzwanderwege) nach Quedlinburg unserem Tagesziel kommen wollen.
Timmenrode und Warnstedt sind die nächsten Etappen. Zwischen diesen beiden Orten erwischt es Karls Reifen. Die Straße ist einfach zu schlecht. Peters Flicken kommen zum Einsatz. Erst nach 18 Uhr treffen wir im wunderschönen Quedlinburg ein. Quartier finden wir erst nach langem Suchen in einer Pension (vier Personen für 110 DM) und einem Hotel (Christian für 70 DM). Direkt gegenüber unserer Pension in einem weiten, von einem Bach durchflossenen teilweise begrünten Häuserrund unterhalb des Quedlinburger Stiftes genießen wir bei herrlichem Wetter die griechische Küche. Mit dem letzten Tageslicht besichtigen wir dann noch die Stadt, von der wir sehr angetan, um nicht zu sagen begeistert sind. Als wir schließlich noch das schön hergerichtete Brauhaus Lüdde (Spezialbier: Pubarschknall) finden, findet der Abend für die meisten hier einen feuchten Abschluss. Der harte Kern muss trotzdem anschließend noch zu einem Abschlusstrunk erneut zum Griechen.
4. Tag | Samstag, 3. Juni |
Strecke | Quedlinburg – Reinstedt – Hoym – Schadeleben – Staßfurt – Bernburg |
Wetter | sonnig bis 27 Grad |
Entfernung | |
Übernachtung | Cityhotel, 275 DM |
Der Morgen fängt für die Pensionsbewohner mit etwas bisher Einmaligem an. Da das Haus keinen Frühstücksraum hat, stellt man uns das Frühstück vor die Tür und wir müssen in den winzigen Zimmern essen. Nach einer kurzen Stadtrundfahrt zur Ersatzschlauchbeschaffung finden wir den Weg aus der Stadt durch DDR-typische Plattenbauten. An den Seeweckenbergen vorbei führt uns der Weg angenehm schattig zur Gergsdorfer Burg. Hier verlassen wir vorläufig den R1 um die Strecke ein wenig abzukürzen. Über am Hang gelegene Wiesenwege mit diesiger aber trotzdem schöner Sicht auf das Harzvorland kommen wir nach Badeborn. Ab dort geht es über schlechte Straßen nach Reinstedt, wo wir im Selketal wieder auf den R1 stoßen. An der auf einer Anhöhe gelegenen Kirche suchen wir nach einem Bouleplatz. Dabei geht Peter verloren. Wir finden ihn erst nach einer Kirchenumrundung unten auf der Strasse wieder.
Neue Radwege durch die Selkeniederung bringen uns nach Hoym, wo wir im Schlossgarten einen angemessenen, schön schattigen Bouleplatz finden. Im nächsten Ort Gatersleben hat eine Bierbude bereits für das abendliche Musikfest geöffnet. Das kommt uns zur Mittagszeit bei strahlendem Sonnenschein gerade Recht. Weiter geht es über Friedrichsaue nach Schadeleben. Hier nutzen wir die Gelegenheit, einen Blick in das riesige Loch des ehemaligen Braunkohleabbaus zu werfen. Irgendwann, wenn das Loch mit Wasser vollgelaufen ist, soll hier ein Freizeitparadies entstehen.
Im nächsten Ort Neukönigsaue hat die einzige Gaststätte geschlossen, im Hinterhof wird jedoch ein Kinderfest vorbereitet. Dort gibt es Getränke für uns. Von einem großen aufgebauten Kuchenbuffet will man trotz Karls heftigster Bitten nichts verkaufen, für ihn eine schwere Prüfung.
Über einen weiten Höhenrücken mit riesigen Ackerflächen geht es nun Richtung Staßfurt im Bodetal. Wir erreichen die Bode mit einer langen schnellen Abfahrt in Gänsefurt. Von dort geht es an der Bode entlang nach Staßfurt hinein in die Innenstadt, die nur durch die Beschilderung als solche erkennbar ist. Immerhin finden wir eine Gartengaststätte mit Imbissmöglichkeit. Aus der Stadt heraus verpassen wir die Strasse und müssen dafür einen abenteuerlichen Weg direkt am Fluss entlang nehmen. Unterhalb der Burg Hohenerxleben überqueren wir wieder die Bode. Nach einer Schlosshotelumrundung erwartet uns eine wunderschöner, parkähnlich angelegter Wald, durch den unser Weg immer in der Nähe der Bode verläuft. Dieser Wald geht fast übergangslos in den Schlosspark von Neugatersleben über. Weiter geht es auf schönen Aschewegen in flotter Fahrt nach Nienburg, wo sich die Bode von uns verabschiedet und in die Saale mündet.
Im Saaletal fahren wir flussaufwärts bis nach Bernburg. Dort finden wir nur verwaiste Hotels vor. Mit Hilfe von Christians Handy trieben wir jedoch eine Hotelwirtin auf, die uns zu einem ordentlichen Preis (55 DM) gute Zimmer vermietet. Peter repariert derweil den Gepäckträger an seinem Fahrrad. Das Essen im Biergarten schmeckt gut bei der netten Bedienung Claudia. Karl muss schließlich herhalten, um in luftiger Höhe den Stecker für die Abendbeleuchtung einzustecken. Der obligatorische Abendspaziergang endet abrupt in einem Gewitterregen, für Jürgen und Christian in einer Telefonzelle und für den Rest in einer Eisdiele. Erst nach mehr als einer Stunde trauen sich die beiden wieder aus ihrer Zelle heraus und finden uns kurz darauf in der Eisdiele. Für Peter dauert das zu lange. Er geht zwischenzeitlich schlafen.
5. Tag | Sonntag, 4. Juni |
Strecke | Bernburg – Biendorf – Frenz – Köthen – Magdeburg – Münster |
Wetter | bedeckt, am Morgen leichtes Nieseln, später heiter, > 20 Grad |
Entfernung | |
Übernachtung |
Nur für uns wird ein Frühstück serviert. Schon bei der Stadtausfahrt erwischt uns ein Nieselschauer, dessen Ende wir unter dem Dach einer Tankstelle erwarten. Entlang der Fuhne fahren wir auf einem neu angelegten Ascheweg nach Baalberge, von dort weiter über eine alte Pflasterstrasse nach Biendorf und nach Frenz. Von dort führt uns ein flottes Sträßchen zur B185, die uns über Großaschleben zu den Grünanlagen von Köthen führt. Ein wenig Sonne mahnt uns zur Pause. Ein Gartenlokal mit einer Gartenkegelbahn hinter dem Restaurant lädt uns ein. Wir stellen fest, dass zumindest die Köthener anscheinend sehr früh essen, denn kurz nach 12 Uhr sind die meisten im Restaurant schon mit ihrem Mittagessen fertig. Vor dem Bahnhof gibt es einen letzten Boule-Wettkampf. Der Zug fährt pünktlich ab. Bis Magdeburg werden daraus aber 20 Minuten Verspätung mit der Folge, dass unser Anschluss-Zug dort schon weg ist. Die einzige weitere Fahrtmöglichkeit an diesem Tag ist ein IC eine Stunde später. Dessen Fahrradabteil überfüllen wir mit unseren Rädern. Für die schließlich 23 Fahrräder gibt es nur 16 Haltevorrichtungen. Bis Hamm dürfen wir dafür in jedem Haltebahnhof Räder für die Ein- und Aussteiger umräumen. Auch sonst ist der IC dermaßen überfüllt, dass wir nicht einmal bis zum Speisewagen vordringen können. Mit zwei Stunden Verspätung erreichen wir schließlich Münster. Wir sind uns einig: Es war wieder einmal eine tolle Tour.