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Coronabedingt ein weiteres Jahr ohne Übernachtungen; fünf Erkundungen durchs fahrradfreundliche Münsterland
Gesamtstrecke: 420 Kilometer
Der Vorjahresmodus gilt für ein weiteres Jahr. Hotelübernachtungen und Bahnfahrten finden nicht bei allen Zustimmung. Deshalb bleiben wir wieder in der Region. Das Münsterland als Garant für eine Vielfalt an fahrradfreundlichen Wegen macht uns die Entscheidung leicht. Auch das Septemberwetter spielt mit. Wir treffen uns täglich morgens vor dem Hauptbahnhof.
1. Tag ![]() ![]() |
Mittwoch, 1. September |
Strecke | HBF – Rieselfelder – Emdetten – Hembergen – Greven – Gimbte – MS |
Wetter | kühl, bewölkt aber trocken |
Tourdaten | 80 km |
Übernachtung | – |

Wir treffen uns um 9 Uhr vor dem Hauptbahnhof. Die erste Tour ist von Peter geplant. Der Weg führt uns über die Promenade, durch das Kreuzviertel und den Nordpark bis zum Heidekrug und weiter vorbei an Greven und Reckenfeld bis zur Traditionsgaststätte Lintels Kotten vor Emsdetten. Hier erwartet uns Karl, der sich den morgendlichen Weg nach Münster geschenkt hat. Entlang des Mühlenbachs führt Karl uns bis ins Zentrum von Emsdetten. Am Ortseingang verschaltet Peter sich an einem kleinen Anstieg und sorgt für einen kleinen Auffahrunfall mit Jürgen und Christian als Hauptbetroffenen. Auf dem Marktplatz beim Cafe Extrablatt ist Mittagspause. Das Cafe eröffnete dort 1988 als erstes von mittlerweile bundesweit mehr als 90 Extrablättern. Dominiert wird der Marktplatz vom Morgentaubrunnen einer überdimensionierten Blütenskulptur des Emsdettener Künstlers Walter Jasper. Ob er den Marktplatz bereichert, darf bezweifelt werden.






Zurück gen Münster geht es überwiegend auf dem Emsauenweg mit schönen Einblicken ins Emstal. Über Hembergen und Greven fahren wir bis Gimbte, wo wir am Dorfladen rasten. Einen kurzen Zwischenstop legen wir an der KÜ-Baustelle ein. Durch die Rieselfelder mit Rundumblick auf der Aussichtsplattform, vorbei an Münsters Recyclinghof und Schleuse erreichen wir gegen 17 Uhr die Gaststätte Mauritz Eck an der Warendorfer Straße Ecke Kirchstraße. Das Bier schmeckt und wir werden alle satt.


2. Tag ![]() ![]() |
Donnerstag, 2. September |
Strecke | HBF – Senden – Nottuln – Schapdetten – Roxel – MS |
Wetter | traumhafte 21 Grad |
Tourdaten | 80 km |
Übernachtung | – |

Da unser heutiges Ziel, das Café Blumenkränzchen in Nottuln, erst um 14 Uhr öffnet, treffen wir uns heute erst um 10 Uhr vor dem Hauptbahnhof. Jürgen übernimmt es, uns aus der Stadt herauszuführen. Auf bisher nie gefahrenen Wegen geht es durch das Geistviertel, Berg Fidel und Vennheide nach Hiltrup. Auch Hiltrup durchqueren wir sehr grün und verkehrsfern. Wir erreichen den DEK in Höhe der Kanalinsel, queren ihn über die Amelsbürener Straße und kommen entlang des Emmerbach nach Amelsbüren. Auch hier noch kennt Jürgen geheime Pfade entlang des Dorfrandes. Die werden Günter fast zum Verhängnis. Er stürzt ins Grün, weil seine Vorfahrer plötzlich bremsen. Mann und Rad bleiben heile. Weiter geht es durch die Venne nach Senden. Hier eine geeignete Lokalität für eine Pause zu finden, bedarf einiger Abstimmungsrunden. Schließlich landen wir in der Eiszeit, einem italienischen Eiscafé, am Marktplatz. Vor der Weiterfahrt treffen wir noch unseren alten Chef nebst Gattin auf ein Pläuschchen.





Wir finden den gut ausgebauten Radweg entlang der Stever. Er begleitet uns bis Appelhülsen. Weil es noch recht früh ist, entschließen wir uns zu einem Umweg über Buldern nach Karthaus mit Kirchenbesichtigung. Der Flecken geht zurück auf eine Gründung der Kartäuser, der Kartause Marienburg, im 15. Jahrhundert zurück. Bei der Kirche St. Jakobus handelt es sich um die ehemalige Klosterkirche. Bekannt ist der Ort durch das Anna-Katharinen-Stift, einer katholischen Reha-Einrichtung für Erwachsene mit körperlichen oder geistigen Beeinträchtigungen. Die dortigen Werkstätten bieten mehr als 500 Menschen mit Behinderung eine geregelte Arbeit. Auf kürzestem Wege geht es von hier nach Nottuln. Im Café Blumenkränzchen finden wir ein lauschiges Plätzchen und wir genießen die wirklich außergewöhnlich leckeren Kuchen und die ganz besondere Atmosphäre dieser Gartenanlage.
Für die Rückfahrt wählen wir eine nördliche Route. Über Schapdetten und Tilbeck erreichen wir Münster. Roxel umfahren wir nördlich. Über Gievenbeck geht es dann ins Kreuzviertel. An der Kreuzkirche im Ristorante La Taverna sind wir schon gegen 17 Uhr. Jeder findet seine passende Pizza. Es ist ein schöner Tagesausklang in Münsters beliebtestem Stadtviertel.


Zehn Uhr als Startzeitpunkt wollen wir beibehalten. Heute soll es nach Nordkirchen gehen. Über die Promenade, die Anetteallee, vorbei am Aasee errreichen wir Mecklenbeck. Wir passieren die noch nicht fertige neue Trassenführung der Heroldstraße, auf der künftig nach 40jähriger Planungszeit die Bahnlinie unterfahren werden kann. Durch die Grafschaft geht es nach Amelsbüren. Wir durchqueren den Ort und verlassen ihn über die Davertstraße in Richtung Davensberg. Hinter dem dortigen Bahnhof liegt die Deipen Wiese, die vom Emmerbach durchflossen wird. Dieses Überschwemmungsgebiet hat die Gemeinde naturnah neu gestaltet.

In Nordkirchen wollen wir im Schlosscafé rasten. Das herrliche Wetter lockt aber viele Besucher dahin. Es ist unmöglich, einen freien Tisch zu ergattern. Auch am Plettenberger Hof haben wir kein Glück. Der Gasthof öffnet est ab 17 Uhr. So landen wir bei der Bäckerei Geiping. Mittlerweile ist es ordentlich warm geworden. Gestärkt verlassen wir Nordkirchen wieder vorbei am Schloss in südlicher Richtung.

Wir passieren Südkirchen und durchfahren Capelle. Hier muss uns Peter verlassen. Seine Margot hat sich gemeldet, dass sie sich durch eine Sturz den Arm gebrochen hat und schon im Krankenhaus ist. Mit aller verfügbaren elektrischen Verstärkung macht sich Peter auf schnellstem Wege zu ihr nach Hause.

Wir erreichen schon bald die Schlossanlage Westerwinkel. Hier sind wir schon in Herbern. Dass Schloss aus der Mitte des 17. Jahrhunderts gehört zu den frühesten Barockanlagen Westfalens. Es liegt auf zwei Inseln inmitten eines englischen Parks. Das heutige Erscheinungsbild ist seit 300 Jahren nahezu unverändert. Besitzer des Schlosses ist Graf von Merveldt, der zeitweise einen Teil des Schlosses bewohnt.
Das Gasthaus „Zum letzten Tee“ gehört zum Golfclub, der unmittelbar neben dem Schloss gelegen ist. Hier finden wir gerade noch einen Tisch für eine weitere Pause.
Der Rest des Weges führt durch Bauernschaften, an Drensteinfurt vorbei nach Rinkerode. Ab hier geht es an der Bahn entlang und durch die Hohe Waardt zum DEK. Den Tag beschließen wir im Wolters an Münsters Stadthafen.




Heute am Samstag bröckelt die Teilnahmebereitschaft. Christian, Karl und Peter melden sich wegen dringender privater Termine ab. Eine Tagesetappe zu viert hat es noch nie gegeben. Trotz der kleinen Besetzung: Die Stimmung ist gut und das Wetter perfekt. Die Gasselstiege führt uns heraus aus der Stadt. Jürgen zeigt uns hier die Hinterlassenschaften eines Kettensägenfans. Keine große Kunst aber doch eindrucksvoll.


Über Häger geht es weiter nach Altenberge mit einer kurzen Rast am Kirchplatz. Nächstes Ziel ist Holthausen. Auf dem Weg dahin kurz vor der Überquerung der Steinfurter Aa halten wir an einer sehr alten knorrigen Ulme. Das imposante Naturdenkmal ist innen völlig augehöhlt, zeigt aber mit seinem dichten grünen Dach noch immer einen starken Lebenswillen.


Wir fahren nicht auf direktem Weg nach Darfeld, sondern machen noch einen nördlichen Abstecher durch das Naturschutzgebiet „Wald bei Haus Burlo„. Auf einem rechts und links abfallenden Knüppeldamm durchqueren wir den Wald mit dem etwas merkwürdigen Namen. Am westlichen Rand des Gebietes bewundern wir noch eine alte gut restaurierte Mühle, bevor wir uns nach Darfeld aufmachen.
Erst nachträglich wird uns klar, welch geschichtsträchtiges Terrain wir erfahren haben. Der Name des Naturschutzgebietes rührt daher, dass hier mal das Kloster Kleinburlo gelegen war. Die bewunderte alte Mühle ist einer der wenigen baulichen Reste dieser Klosteranlage. Der jahrhundertealte Knüppeldamm durch den Wald diente den Klosterinsassen als Fußweg nach Darfeld. Er wird noch heute Poaters Pättken genannt. Das im 14. Jahrhundert gegründete Kloster war eine Filiale des Klosters Mariengarden in Großburlo, einem Ort, der für Karl-Heinz sechs Jahre Internat mit katholischer Gehirnwäsche bedeutete.


Weiter geht es nach Darfeld mit einem Abstecher zum Wasserschloss Darfeld, dem privaten Wohnsitz der Familie Droste zu Vischering. In Billerbeck im Café am Dom ist Mittagspause. Dazu gehört auch ein Besuch des Dominneren.


Wir sind jetzt deutlich auf dem Rückweg nach Münster. Südlich von Billerbeck schauen wir uns die aufwändig renaturierte Berkelquelle an. Lustig sind die vielen Enten, die es schaffen, sich gründelnd durch heftige Fußbewegungen auch noch vorwärts zu bewegen. Das hat in der Form noch keiner gesehen.
Hinter dem Longinusturm genießen wir die langgezogene Abfahrt hinunter nach Havixbeck. Von dort geht es auf herrlichen Wegen zur Burg Hülshoff, die sich gerade als Kultureinrichtung des Landes etabliert. Wir geraten in das Literatur-Festival Westopia, dass sich der mehrsprachigen Literatur der Zukunft widmet. Die Besucherzahl hält sich in Grenzen.
Über Roxel erreichen wir Münster. Am Stadtrand entlang geht es zum Aasee und an ihm entlang über die Adenauerallee bis zur Weseler Straße. Den Biergarten Spatzl (vormals Kruse Baimken) hören wir schon von weitem. Dem guten Wetter geschuldet ist er rappelvoll, einschließlich zweier lärmender JunggesellInnen-Abschiede. Trotzdem trauen wir uns. Die bayerisch-deftige Küche ist sogar erträglich und das Bier schmeckt hervorragend.


Heute am letzten Tag fehlt Felix. Zu sechst machen wir uns auf die Ost-Tour nach Glandorf. Wir verlassen Münster über die Schillerstraße, dann am Kanal entlang bis zur Schleuse und vorbei am Tierheim durch den Boniburger Wald nach Handorf. Vorbei an der Lützow-Kaserne und dem Friedhof Lauheide und durch Westbevern kommen wir bis Ostbevern. Hier zwingt uns Peter ins Ortszentrum. Er braucht Kafffee und Gebäck. Karl-Heinz Navi rächt sich bei der Weiterfahrt mit Fehlinformationen. So haben wir einige Mühe, wieder auf den rechten Weg zu kommen.
Weiter geht es über Schwege nach Glandorf. Vor dem Ortseingang passieren wir riesige Helleborus-Felder. Die Gartenbaubetriebe Heuger produzieren hier auf 35 ha Millionen von Christrosen jährlich. In Glandorf ist Mittagspause in einer Bäckerei mit angeschlossenem Café.

Der Rückweg führt uns über Füchtorf. Wir besuchen hier die Doppelschlossanlage Harkotten, das Schlosss Harkotten von Korff und das Schloss Harkotten von Ketteler. Das Kettelersche Schloss wurde jahrelang vom verrückten Designer Colani genutzt, bevor es 1987 umfassend restauriert wurde und seitdem als Firmensitz der sieger design dient. Das Korffsche Schloss wird privat von der Familie von Korff zu Harkotten genutzt.

Von Füchtorf geht es weiter nach Warendorf. Eigentlich wollten wir hier pausieren. Die Stadt ist uns aber viel zu überlaufen. So schenken wir uns die Rast. Die finden wir in Einen an der Kirche im Café des Heimatvereins. Von da geht es weiter nach Telgte. Heutiges Ziel soll die Pleistermühle an der Werse sein. Da ist jedoch ein derartiger Andrang, dass es kaum ein Durchkommen gibt. An ein Abendessen dort ist gar nicht zu denken.


Die rettende Idee hat Christian. Er lädt uns auf kühle Biere auf seiner Terrrasse ein. Wir nehmen die Einladung gerne an. Günter gibt Pommes aus. Die holt er auch noch selbst vom Grill am Turm. Perfekt. Der Abend ist gerettet.
Die 38. Tour ist Geschichte. Auch ohne weite Anfahrten und Hotelübernachtungen hatten wir wieder viel Spass. Das Münsterland hat einiges zu bieten. Und in einer Woche treffen wir uns schon wieder beim Radleressen bei Karl-Heinz.