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Heraus aus dem Schwarzwald, durch den Naturpark Obere Donau, über die Schwäbische Alb und durchs Remstal nach Stuttgart
Gesamtstrecke 400 Kilometer; Komplettbesetzung; zwei neue Fahrräder bei Christian und Günter, Helmverhältnis 5:2;
Pannenpech für Peter: Gepäckträger, Schaltzug; „Sattel“-Probleme bei Christian
Fahrradkarten:
Donauradweg 1, Kompass, 1:50.000
Donau-Radweg 1, bikeline, 1:50.000
Schwäbische-Alb-Radweg, bikeline, 1:70.000
Mittlere Alb – Münsinger Alb, Kompass, 1:50.000
1. Tag | Mittwoch 19. Juni |
Strecke | Titisee – Neustadt – Friedensweiler – Rötenbach – Löffingen – Döggingen – Sumpfohren – Neudingen – Immendingen – Tuttlingen |
Wetter | heiß bis 33 Grad |
Tourdaten | 72 km; 447 Höhenmeter; 14:00 -19:00 Uhr; 4:05 Stunden |
Übernachtung | Gasthof Rössle, Hörnbergstr. 8, 78532 Tuttlingen, Tel.: 07461 – 2913; www.gast-roessle.de; 210 Euro |
Wir erreichen Titisee hoch oben im Schwarzwald um 14 Uhr. Bis Neustadt können wir uns einfahren. Wir pausieren tatsächlich vor dem Geburtshaus von Karl-Heinz Schwager Karlheinz. Die nahe Bäckerei ist aber wichtiger. Ab hier haben wir mehr als 200 Höhenmeter hoch nach Friedenweiler zu bewältigen. Der Fleck heißt Rudenberg, wo wir mit 949 Metern den höchsten Punkt der gesamten Tour schon erreicht haben. Gemächlich geht es jetzt bergab der Donau entgegen.
Die B31 ist in der Folge immer in unserer Nähe. In Löffingen gefällt das Stadttor. Wir durchfahren Sumpfohren. Diesen Ort kennen wir bereits von unserer Tour von Basel nach Heidelberg vor drei Jahren. Oberhalb des Ortes sehen wir Fürstenberg, wo wir damals bei einer langen Rast am Ortsrand einem herrlichen Blick hinunter nach Sumpfohren und auf die Baar, der Hochebene zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb, genießen konnten.
Bei Neudingen, einem südlichen Stadtteil von Donaueschingen erreichen wir die Donau und damit auch den Naturpark Oberes Donautal. Das Tal beeindruckt hier durch seine Ruhe und seine vielen Felsformationen. Wir durchfahren Geisingen. Auf dem Höhenzug südlich der Stadt, der das Donautal vom Bodenseebecken trennt, verläuft die Europäische Wasserscheide. Der nächste Ort Immendingen hat es zu einiger Berühmtheit gebracht. Die Donau verschwindet hier mehr oder weniger vollständig im karstigen Untergrund, um zwölf Kilometer weiter im Aachtopf wieder an die Oberfläche zu kommen und dann als Radolfzeller Aach in den Bodensee zu fließen. Somit fließt ein Teil des Donauwassers auch in den Rhein. Die Immendinger nennen das Phänomen Donauversickerung, richtiger ist aber der Ausdruck Donauversinkung, weil das Wasser sich nicht im Erdreich verteilt (versickert), sondern in unterirdischen Hohlräumen abfließt. Karl muss dieses Phänomen natürlich besonders sorgfältig untersuchen.
In Möhringen fällt das ehemalige Rathaus auf, dass in seinen Ursprüngen aus dem 13. Jahrhundert stammt. Es ist jetzt nicht mehr weit bis Tuttlingen. Die Stadt bezeichnet sich gern als „Stadt im Quadrat“, womit auf den nahezu quadratischen Umriss der Innenstadt angespielt wird. Diesen verdankt sie dem Wiederaufbau nach einem verheerenden Stadtbrand von 1803. Aufgrund der fast 600 ansässigen Unternehmen im Bereich Medizintechnik wird Tuttlingen oft als „Welthauptstadt der Medizintechnik“ bezeichnet.
Im Gasthof Rössle bei Herrn Osman Kücük und Familie finden wir eine passable Unterkunft mitten in der Altstadt. Das Altstadtrestaurant am Abend bleibt weniger wegen des Essens als wegen des stimmigen Ambientes in Erinnerung .
2. Tag | Donnerstag 20. Juni |
Strecke | Tuttlingen – Mülheim – Beuron – Inzigkofen – Sigmaringen – Sigmaringendorf – Veringenstadt – Hettingen – Gammertingen – Trochtelfingen |
Wetter | etwas weniger heiß, wenige Wolken, am Nachmittag ein kurzer heftiger Gewitterregen |
Tourdaten | 108 km; 663 Höhenmeter; 9:00-18:00 Uhr; 6:28 Stunden |
Übernachtung | Albquell Bräuhaus, Lindenplatz 6, 72818 Trochtelfingen, Tel.: 07124 – 733, www.albquell-brauhaus.de, 204 Euro |
Das Donautal zeigt sich am Morgen von der schönsten Seite.
Mühlheim präsentiert sich als feines altes Fachwerkstädtchen mit seinem markanten gotischen Rathaus. Es gibt sogar eine Aussichtsplattform über dem Donautal. Der Skywalk über dem Grand Canyon ist da sicherlich spektakulärer.
Bei Fridingen gibt es eine weitere Donauversinkung, die das Donauwasser ebenfalls in den Aachtopf und damit zum Rhein schickt. Auf lange Sicht wird die heutige obere Donau wohl vollständig zur Radolfzeller Aach, und damit zum Flusssystem des Rheins hin, umgeleitet. Dann würden die heute unbedeutenden Nebenflüsse Krähenbach (in Möhringen) und Elta (in Tuttlingen) zu den neuen Quellflüssen der oberen Donau, die allerdings schon heute weniger Wasser führt als die einmündende Iller.
Bei immer wieder beeindruckenden Ausblicken bei den vielen Donaukehren erreichen wir schon bald Beuron, wo wir unter großen Kastanien vis-a-vis des Klosters einen gemütlichen Biergarten am Cafe Härtl für eine Kaffeepause finden. Das Kloster war fast 800 Jahre ein Augustiner-Chorherrenstift, bevor es im 19. Jahrhundert zur Erzabtei St. Martin der Benediktiner mutierte. Zum Klosterkomplex gehört die beeindruckende barocke Kloster- und Wallfahrtskirche.
Wie ein Adlernest klebt die tausendjährige Burg Werenwag zur Linken auf einer Felsnase. Nach neunzig minütiger Fahrt sind wir in Sigmarigen. Der Ort ist voller Menschen. Wir erfahren, dass die diesjährige Landesgartenschau dafür verantwortlich ist. Jetzt sind uns auch die auffällig gepflegten Uferbereiche vor der Stadt erklärlich. Auf dem Marktplatz finden wir einen Italiener für ein Eis. Anschließend bekommt jeder Zeit, die Stadt für sich zu erkunden. Was uns verwundert: Wir befinden uns hier auf ehemalig preußischem Hoheitsgebiet. Der Regierungsbezirk Sigmaringen war von 1850 bis zum Ende des 2. Weltkrieges als „Hohenzollernsche Lande“ preußisch. Der Alemanne Sigmar gilt als Gründer und Namensgeber der Stadt. In Wirklichkeit jedoch wurde der Name des benachbarten Dorfes Sigmaringen (heute Sigmaringendorf) auf das im 11. Jahrhundert erbaute Schloss und die im 13. Jahrhundert gegründete Stadt übertragen.
Um 14 Uhr geht es weiter zum genannten Namensgeber-Dorf. Hier verlassen wir die Donau. Durch das Tal der Lauschert geht es hinauf in die Schwäbische Alb. Vor Egelfingen haben wir einen steilen Anstieg zu bewältigen. Zum nächsten Ort Veringenstadt werden wir dafür mit einer langen Abfahrt belohnt. Weiter geht es nach Hettingen, wo wir im letzten Augenblick am Sportplatz Schutz vor einem Gewitter in der Gaststätte mit dem überraschenden Namen „Sportblick“ finden.
Durch gewittergereinigte Frischluft geht es auf die letzte Teiletappe über Veringenstadt nach Trochtelfigen. Hier kommen wir im Gasthof Albquell Bräuhaus unter. Das Haus stellt sich als Top-Übernachtungstipp der diesjährigen Tour heraus. Die Zimmer sind absolut preiswürdig. Die Hausbiere werden durchprobiert. Sie schmecken alle. Im Biergarten genießen wir ein sehr schmackhaftes Abendessen. Da sind wir uns alle einig. Den Abend verkürzen wir noch mit einem Rundgang durch den Ort. Trochtelfingen bleibt in sehr guter Erinnerung.
3. Tag | Freitag 21. Juni |
Strecke | Trochtelfingen – Steinhilben – Metzingen – Dettingen – Bad Urach – Böhringen – Donnstetten – Neidlingen – Bissingen |
Wetter | sommerlich frisch, Sonne-Wolken-Mix |
Tourdaten | 90 km; 967 Höhenmeter; 9:00-18:00 Uhr; 5:49 Stunden |
Übernachtung | Gasthof zum Adler, Vordere Str. 43, 73266 Bissingen/Teck, Tel.: 07023 – 2990, www.adler-bissingen.de, 224 Euro |
Der Start am Morgen bei schönem Wetter beginnt gleich mit einem ordentlichen Anstieg nach Steinhilben. Für die nächsten drei Stunden bewegen wir uns vollständig abseits von Orten. Die Alb-Hochebene verschont uns mit heftigen Steigungen. In einem offenen Hügelland wechseln Wiesen und Felder einander ab.
Erst mit Metzingen durchfahren wir eine Ortschaft. Vorher haben wir aber einige Orientierungsschwierigkeiten. Ein nahezu kreisrundes Speicherbecken, dass zum Pumpspeicherwerk Glems gehört, verleitet uns dazu, auch im Kreise zu fahren. Wir haben ordentliche Probleme, den Abzweig nach Metzingen zu finden. Die Sucherei kostet uns fast eine Stunde. Nach Metzingen geht es dann auf schlimmer Schotterpiste durch den Wald steil bergab. Der nordwestliche Rand der Schwäbischen Alb – auch Albtrauf genannt – ist durch einen markanten Steilabfall gekennzeichnet, während die Alb nach Südwesten hin sanft abflacht und begrenzt durch das Obere Donautal ins Alpenvorland übergeht.
Von Metzingen geht es noch weiter bergab nach Dettingen an der Erms. Hier haben wir seit dem Speicherbecken in kurzer Zeit 350 Höhenmeter verloren. Durch das Ermstal führt ein wunderschöner Radweg häufig durch Obstwiesen nach Bad Urach. Es vergeht einige Zeit, bis wir uns alle in der Altstadt versammelt haben. Peters Gepäckträger zeigt Auflösungserscheinungen. Die späte Mittagspause wird kein richtiger Genuss. Fachwerkssanierung wird hier mit der Kettensäge betrieben. Wir müssen wieder hoch auf die Schwäbische Alb. Das bedeutet 350 Höhenmeter Anstieg entlang der Bundesstraße. Für Peter ist das heute zu viel. Er entscheidet sich fürs Großraumtaxi, dass ihn und sein Fahrrad hoch nach Römerstein-Böhringen bringt. Für die Truppe wird es eine Horrorfahrt auf der Bundesstraße ohne Radweg und starkem Auto- und LKW-Verkehr.
Oben angekommen umgibt uns wieder ländliche Idylle. Im nächsten Ort Donnstetten benötigen wir einige Zeit, den Weg aus dem Ort heraus zu finden. Das liegt nicht daran, dass der Ort in einem Maarkessel liegt dessen östlicher Rand erhalten ist und sich halbkreisförmig um den Ort zieht. Schon die Römer haben hier ganz in der Nähe ein Kastell errichtet.
Weiter nach Neidlingen müssen wir wieder die Albtrauf mehr als 300 Höhenmeter hinunter und wieder wird das Vergnügen durch einen Schotterweg geschmälert. Vor dem Ort passieren wir die Burgruine Reußenstein aus dem 13. Jahrhundert, die sehr markant auf einem Felsriff hoch über dem Neidlingen Tal liegt. In Neidligen machen wir unsere letzte Pause. Es sind jetzt nur noch wenige Kilometer durch das Albvorland nach Bissingen und wieder ist es Peter, dessen Fahrrad Schwierigkeiten macht. Diesmal ist es die Schaltung, So werden diese letzten Meter im großen Gang sehr schwer für ihn. Südlich von Bissingen, hoch oben auf dem Albtrauf grüßt uns eine imposante Anlage, die Burg Teck, aus dem 12. Jahrhundert.
In Bissingen kommen wir im Gasthof Adler unter. Alles hier einschließlich des Wirtsehepaares ist in die Jahre gekommen. Die einst zugehörige Fleischerei ist bereits geschlossen. Da wären dringend Renovierungsarbeiten angebracht. Aber was das Schlimmste ist, das ganze Haus riecht sehr unangenehm nach Katzen, die hier auch überall herumlungern. Aber freundlich ist das Wirtspaar.
Zum Abendessen sind wir im Seestüble, einem Italienischen Restaurant am Sportplatz. Nebenan der Ententeich heißt hier Bissinger See, daher auch der Name des Restaurants. Wir sitzen draußen in einer lauschigen mit Wein bewachsenen Terrasse. Die Wirtin serviert uns ordentliche Portionen. Von diesen scheint sie selbst übrigens auch viel zu halten. Sie hat aber trotz ihres beeindruckenden Umfangs alles im Griff. Auf dem Nachhauseweg mitten in der Nacht findet Karl tatsächlich eine Backstube, in der bereits gearbeitet wird. Trotz des üppigen Essens steht ihm schon wieder der Sinn nach einem frischen Croissant.
4. Tag | Samstag 22. Juni |
Strecke | Bissingen – Nabern – Bad Boll – Göppingen – Schwäbisch Gmünd – Lorch – Schorndorf |
Wetter | wolkig, zunehmend angenehmes Sommerwetter |
Tourdaten | 83 km; 350 Höhenmeter; 9:00-17:20 Uhr; 4:49 Stunden |
Übernachtung | Hotel an der Stadtmauer, An der Mauer 1, 73614 Schorndorf, Tel.: 07181 – 99110, www.hotel-stadtmauer.de, 386 Euro |
Der Tag beginnt mit einem Werkstattbesuch für Peter im Nachbarort. Der Mechaniker ist kompetent und die Schaltung funktioniert bald wieder mit einem neuem Schaltzug. Bei Weilheim an der Teck erhebt sich als nahezu perfekt ausgebildeter Kegelberg die 598 Meter hohe Limburg. Der komplette Kegel ist seit einigen Jahren Naturschutzgebiet. Hinter Weilheim überqueren wir die Autobahn Stuttgart – München (A8). Wir streifen Bad Boll. Vom Kurort sehen wir eigentlich nur das Kurhaus, das auf eine mehr als vierhundertjährige Geschichte zurückblicken kann.
Gegen 11:30 Uhr erreichen wir Göppingen. Zum Stadtbild gehört der östliche gelegene Hohenstaufen, der mit seinen 684 Metern weit sichtbar ist und mit seiner markanten Kegelform die Silhouette der Landschaft um Göppingen prägt. Der Name des Berges leitet sich aus seiner Form ab, die an einen umgedrehten Kelch (Stauf) erinnert. Auf dem Berg befindet sich die Ruine der Stammburg des Adelsgeschlechts der Staufer, die ehemalige Burg Hohenstaufen. Auf der Hauptstraße, Göppingens Einkaufsmeile, ist Kaffeepause.
Für den weiteren Weg bis Schwäbisch Gmünd bietet sich uns ein Luxus-Radweg an. Auf der ehemaligen Trasse der Hohenstaufenbahn fahren wir sehr komfortabel ohne nennenswerte Steigungen und mit weiten Ausblicken ins Stauferland. Die Hohenstaufenbahn verband auf 27 Schienenkilometern ab 1911 für 70 Jahre die Städte Göppingen und Schwäbisch Gmünd. In den letzten Jahrzehnten wurden die volkstümlichen Benennungen Klepperle in der Schwäbisch Gmünder Gegend und Josefle in der Göppinger Gegend jeweils weit verbreitete Bezeichnungen. Wann der Name Klepperle aufkam, ist nicht bekannt. Er kommt von dem Bimmeln der Lokomotiven, das wegen der Trassierung am Hang um Gmünd weithin in der Stadt zu hören war. In Göppingen nannte man die Bahn hingegen Josefle, mit dem man nach Nazareth, d. h. zu den Nazes fuhr, in Anspielung auf die im katholischen Gmünd häufigen Namen Josef und Ignaz.
Die Älteste Stauferstadt Schwäbisch Gmünd erweist sich als eindrucksvollster Ort der gesamten Tour. Sein Marktplatz gilt als einer der schönsten in ganz Süddeutschland. Wir geraten in das Sommerfestival Gmünder ART, das auf Straßen, Plätzen und Räumen in der Innenstadt stattfindet und und Gmünder Kulturschaffenden eine Plattform bieten soll. Neben dem Heilig-Kreuz-Münster auf dem Münsterplatz finden wir das Restaurant Stube am Münster für einen kleinen Imbiss.
Wir haben jetzt das Remstal erreicht. Die Berge liegen hinter uns. Bis Stuttgart werden wir der Rems – sie ist nur 78 Kilometer lang – auf ihrem Weg zum Neckar folgen. Hier wachsen ausgezeichnete Württemberger Weine. Ein wenig stört die autobahnähnlich ausgebaute B29, die uns mehr oder weniger nah ständiger Begleiter ist. In Lorch finden wir eine Eisdiele für Jürgen und sein Bananensplit.
Wahrzeichen der Stadt ist das Kloster Lorch mit seiner 900 jährigen Geschichte auf einem Bergvorsprung oberhalb der Rems. Es wurde 1102 vom ersten Stauferkaiser Friedrich I gegründet. Als Benediktinerkloster hatte es im Mittelalter seine Blütezeit. Heute ist hier ein Altenheim untergebracht.
Über Waldhausen und Plüderhausen erreichen wir gegen 17 Uhr Schorndorf. Es ist gar nicht einfach, hier ein Quartier zu finden. Schließlich finden wir doch noch das recht teure Hotel an der Stadtmauer mit einem völlig überhitzten Empfangs- und Frühstücksbereich unter einem riesigen Glasdach. Die Zimmer sind zum Glück besser temperiert. In der Altstadt herrscht drangvolle Enge. Das 2. Internationale Straßentheaterfestival lockt Scharen von Besuchern in die Stadt. Wieder müssen wir suchen, diesmal um einen Essplatz zu finden, an dem wir unseren Hunger stillen können. Der wird sehr eng und die Portionen sind überschaubar. Wir durchstreifen den ganzen Abend die Stadt, schauen bei einigen Aufführungen vorbei und bewundern viel prachtvolles Fachwerk.
Das gute Wetter sorgt für eine lange Nacht in der Stadt. Bis in die Morgenstunden stören grölende Trunkene unseren wohlverdienten Schlaf.
5. Tag | Sonntag 23. Juni |
Strecke | Schorndorf – Winterbach – Waiblingen – Remseck – Bad Cannstadt – Stuttgart |
Wetter | kühl, 1 Regenpause, mittags wird es wärmer |
Tourdaten | 47 km; 92 Höhenmeter; 9:45-14:45 Uhr; 2:55 Stunden |
Übernachtung | im eigenen Bett |
Der letzte Tag beginnt mit einer Kuriosität. Der Frühstücksraum ist nicht gerichtet und kein Personal weit und breit. Ein Anruf von Jürgen bringt die Erkenntnis, dass die Frühstücksdame verschlafen hat. Es käme aber gleich jemand. Das geschieht auch und das Frühstück ist reichhaltig.
Etwas verspätet starten wir unsere Abschlussetappe entlang der Rems durch Winterbach und Remshalden. Schon vor dem nächten Ort Großheppach erwischt uns ein Regenschauer. Auf Martin Bauers Obsthof können wir uns unterstellen. Mit uns warten einige osteuropäische Erdbeerpflückerinnen auf ihren Bus zurück in die Heimat. Die Erdbeer-Saison ist zu Ende.
Beim ersten Aufklaren geht es weiter. Wir haben Großheppach gerade hinter uns gelassen, da müssen wir schon wieder vom Fahrrad. Das soll aber die letzte Regenpause des Tages bleiben. Es wird jetzt zunehmend sonniger.
Ab Waiblingen ändern sich Verlauf und Gestalt der Rems stark. Das Tal wird enger. Südlich von Waiblingen-Neustadt passieren wir das 45 Meter hohe Viadukt der Bahnstrecke Waiblingen-Schwäbisch Gmünd. Hier liegt auch das Stammhaus der Motorsägenfabrik Stihl. Wir haben das Naturschutzgebiet Unteres Remstal erreicht. Der Fluss mäandert stark und wir sehen beeindruckende Steilhänge. Auf den letzten Kilometern vor dem Neckar bedeutet das für uns noch einige Steigungen. In Neckarrems verlassen wir das Remstal und folgen jetzt dem Neckar flussaufwärts nach Stuttgart.
Wir überqueren den Neckar. Dabei verpassen wir eine komfortable Fahrradbrücke und quälen uns stattdessen über die vielbefahrene Autobrücke. Auch hier begleiten uns Weinberge. In Höhe Stuttgart-Mühlhausen ist eine kühn geschwungene Fahrrad- und Fußgängerbrücke über den Neckar neu erbaut worden. Die Brücke mündet auf unserer Seite genau am Biergarten Neckarblick. Hier kehren wir ein. Es ist noch reichlich Zeit bis zur Zugabfahrt. Der Neckarblick wird von Kennern angeblich auch in schwäbisch derber Art Arschlöchle genannt. Warum, war nicht herauszufinden.
Immer am Neckar entlang passieren wir weitere Vororte von Stuttgart, darunter auch Münster und Bad Cannstadt (bekannt den Cannstädter Wasen).
Kurz vor dem Hauptbahnhof im Schlosspark schauen wir noch eine Zeitlang dem regen Treiben in diesem großstädtischem Park zu inklusive einer fernöstlichen religiösen Feier, die mit viel Hingabe und lautstark zelebriert wird. Die große Zukunft dieses Bahnhofs ist nur durch eine Vielzahl von Bauzäunen erahnbar. Unser Zug nach Münster kommt pünktlich.